nd-aktuell.de / 21.04.2025 / Sport / Seite 1

Kevin Trapp springt von null zurück auf Nummer eins

Bei seiner Rückkehr zeigt der ehemalige Nationaltorhüter direkt seinen Wert für Eintracht Frankfurt

Maik Rosner, Augsburg
Mit Ruhe und einer Sensationsparade sicherte Kevin Trapp seinen Frankfurtern in der Fußball-Bundesliga einen Punkt in Augsburg.
Mit Ruhe und einer Sensationsparade sicherte Kevin Trapp seinen Frankfurtern in der Fußball-Bundesliga einen Punkt in Augsburg.

Auch hinterher stand Kevin Trapp wieder im Mittelpunkt, sogar in jenen Momenten, in denen er sich ganz woanders aufhielt. Doch es wurde eben auch sehr viel über den Torwart gesprochen. Viele lobende Worte fielen dabei, ob von Eintracht Frankfurts[1] Trainer Dino Toppmöller, Sportvorstand Markus Krösche oder den Mannschaftskollegen.

Als »Weltklasse« und »Sensationssave« bezeichnete Toppmöller jene Parade von Trapp, bei der er kurz vor Schluss den Schuss des Augsburger Angreifers Phillip Tietz noch um den Pfosten gelenkt und seine Mannschaft so vor einer Niederlage bewahrt hatte. Krösche attestierte dem Eintracht-Schlussmann »ein Super-Spiel«. Er habe »Ruhe ausgestrahlt – und dann natürlich diese Riesentat«.

Dass Trapp überhaupt im Tor stand an diesem Sonntagnachmittag, hatte bereits einen Nachrichtenwert. Dass der 34-Jährige nach seiner sechswöchigen Verletzungspause wegen einer Schienbeinblessur auch noch sofort als Hauptdarsteller und Retter des torlosen Unentschiedens beim FC Augsburg in Erscheinung trat, kam noch unerwarteter daher. Denn eigentlich hatte bei der Eintracht zuletzt alles danach ausgesehen, dass der 22 Jahre alte Brasilianer Kauã Santos Trapp als Nummer eins abgelöst habe. Doch dann riss sich Kauã Santos beim Aus im Viertelfinale[2] der Europa League gegen Tottenham am vergangenen Donnerstag das Kreuzband und verabschiedete sich voraussichtlich für mindestens ein halbes Jahr in den Krankenstand.

Plötzlich sind Trapps Dienste also wieder gefragt – und dann auch noch früher als vorgesehen. Nach nur wenigen Tagen im Mannschaftstraining stand der ehemalige Nationaltorhüter im Frankfurter Kasten. Im gesamten Spiel machte es der Rückkehrer sehr gut und in der besagten Szene gegen Tietz »herausragend«, wie es Krösche nannte. Der Sportvorstand sagte: »Das ist die Qualität, die Kevin hat. In so einer Situation diesen Ball zu halten, ist wichtig, einfach den Rückhalt zu haben – und der war er heute.«

Es ist eine einigermaßen kuriose Situation, in die die Eintracht geraten ist. Spekulationen um Trapps Abschied am Saisonende hatte es zuletzt gegeben. Nun soll er an entscheidender Stelle dazu beitragen, in den noch vier Bundesligaspielen dieser Saison gegen Leipzig, in Mainz[3], gegen St. Pauli und in Freiburg die Qualifikation für die Champions League zu erreichen. Ob der 34-Jährige auch darüber hinaus wichtig bleibt für den aktuellen Tabellendritten und er seiner ereignisreichen Zeit[4] bei der SGE in der kommenden Spielzeit sogar noch ein ganz besonderes Kapitel hinzufügen kann, dann in Europas wichtigstem Vereinswettbewerb, ist allerdings offen.

Trapps Vertrag läuft zwar noch bis Mitte 2026. Doch ob er auch nach der Sommerpause zumindest bis zu Kauã Santos’ Genesung die vorläufige Nummer eins bleiben darf, scheint noch nicht ganz klar zu sein. Krösche jedenfalls verneinte auf Nachfrage, ob er sich schon Gedanken über den längerfristigen Umgang mit dem Ausfall von Kauã Santos gemacht habe. »Es geht jetzt erst mal nur um diese Saison«, sagte Krösche und fügte hinzu: »Wir sind froh, dass Kevin wieder zurück ist und er seine Leistung gebracht hat.«

Mit einem Sieg am kommenden Spieltag zu Hause gegen RB Leipzig[5] käme Toppmöllers Mannschaft ihrem Ziel einen großen Schritt näher. Eine Leistung wie in der ersten Halbzeit in Augsburg drei Tage nach dem Aus in der Europa League[6] dürfte dafür allerdings nicht reichen. Der sogenannte xGoals-Wert, der die Wahrscheinlichkeit für ein erzieltes Tor ausdrückt, belief sich bei der Eintracht nach dem ersten Durchgang auf exakt 0,0.

Das war auch deshalb nicht verwunderlich, weil die Frankfurter nicht aufs Tor geschossen hatten, die Augsburger dafür siebenmal. In der zweiten Halbzeit hatte die Eintracht deutlich besser gespielt und ebenso wie der FCA mehrere Großchancen erwirtschaftet. Höhepunkte waren die Pfostentreffer von Frankfurts Rasmus Kristensen und Augsburgs Mërgim Berisha. Und ganz am Ende kam es eben zu jener Szene, in der Trapp mit einem Reflex und der linken Hand an seine Klasse erinnerte.

Danach sprach der neunmalige Nationaltorhüter zunächst über den schwer verletzten Kollegen. »Es tut mir in erster Linie sehr leid für Kauã«, sagte er bei DAZN. Erst danach redete er über seine Rückkehr in den Mittelpunkt. »Ich durfte wieder da stehen, wo ich es liebe, zu stehen«, sagte der Kapitän, es freue ihn, »gerade in der Phase, in der wir jetzt sind, der Mannschaft helfen zu können«. Und fügte hinzu: »Wir können etwas sehr, sehr Großes erreichen.« So soll es für ihn erst einmal weitergehen bei der Eintracht – und vielleicht ja doch auch noch über den Sommer hinaus.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186552.europa-league-fussball-eintracht-frankfurt-als-vorbild-fuer-traditionsvereine.html?sstr=eintracht|frankfurt
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190675.fussball-eintracht-frankfurts-europa-league-aus-lehrgeld-statt-beutezug.html?sstr=eintracht|frankfurt
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187707.fussball-mainz-die-heimliche-mannschaft-des-jahres.html?sstr=fsv|mainz
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163915.europa-league-frankfurt-springt-vor-glueck.html?sstr=eintracht|frankfurt|europa|league
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190221.rb-leipzig-identitaetskrise-bei-red-bull-zsolt-loew-soll-den-absturz-stoppen.html
  6. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190561.fussball-eintracht-frankfurt-blickt-mit-adleraugen-nach-bilbao.html