Gegen die Veröffentlichung einer rassistischen und antisemitischen Stellenanzeige im Amtsblatt von Sebnitz sind am Ostermontag mehrere Dutzend Menschen auf die Straße gegangen. Gleichzeitig fanden in der Stadt mit knapp 10 000 Einwohner*innen zwei Gegenproteste aus dem rechten Spektrum mit etwa 130 Teilnehmenden statt.
Auslöser der Versammlungen war eine im städtischen Amtsblatt erschienene Stellenanzeige eines örtlichen Dachdeckermeisters, der anlässlich seines 30-jährigen Firmenjubiläums einen Ausbildungsplatz für 2026 anbot – allerdings mit Ausschlusskriterien wie »Hakennasen« sowie einem herablassenden Begriff für Schwarze Menschen.
Die Anzeige sorgte nach Erscheinen bundesweit für Empörung. Der parteilose Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar hat daraufhin Strafanzeige gegen den Dachdecker sowie den verantwortlichen Verlag Linus Wittich Medien KG erstattet. Auch die Handwerkskammer Dresden distanzierte sich und kündigte an, die Eignung des Betriebs als Ausbildungsstätte zu prüfen.
Die Kundgebung gegen die Stellenanzeige hat Lisa Thea Steiner, Chefin der Linken im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge angemeldet. In dem Text werde mit Begriffen aus der Sprache der Nationalsozialisten hantiert, die bewusst ausgrenzen, beleidigen und stigmatisieren sollten, erklärte sie am Ostermontag. Steiner forderte ein umfassendes Maßnahmenpaket gegen rechte Netzwerke, darunter verlässliche Finanzierung für antifaschistische Initiativen, ein Demokratiefördergesetz auf Landesebene und ein Schutzprogramm für Betroffene rechter Gewalt.
Peter Brettschneider, Vorsitzender des Linke-Stadtverbandes Sebnitz, zeigte sich auf der Kundgebung ebenfalls entrüstet. Er kenne den Dachdeckermeister persönlich und könne den Ursprung dieses Hasses und der Menschenverachtung nicht nachvollziehen.
Der Verlag Linus Wittich Medien KG bezeichnete die Veröffentlichung als schwerwiegenden Fehler und kündigte dem dafür zuständigen Mitarbeiter. Zudem beendete das Unternehmen die Geschäftsbeziehung mit dem Dachdeckerbetrieb und kündigte an, interne Prüfmechanismen zu überarbeiten.
Die Stadt versucht nun, den Imageschaden durch die Veröffentlichung im Amtsblatt zu begrenzen – besonders im Hinblick auf den im September dort stattfindenden »Tag der Sachsen«. Der in Rede stehende Dachdecker durchkreuzt diese Pläne in einem Interview mit der »Bild«. Darin wird er zitiert mit: »Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu«.
Sebnitz ist rechts dominiert. Bei der Bundestagswahl 2025 erzielte die AfD im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 46,5 Prozent der Zweitstimmen. Auch bei der Landtagswahl in Sachsen 2024 war die AfD in der Stadt mit 44,4 Prozent der Zweitstimmen die stärkste Kraft.