Manch ein Fan sah schon den Meisterpokal für die Eisbären Berlin[1] in der Ferne funkeln – so schön und so überzeugend hatte der Hauptrunden-Zweite aus der Hauptstadt[2] in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof den Finalgegner besiegt. Den 7:0 (2:0,3:0,2:0)-Triumph der Berliner gegen überforderte Kölner Haie sahen am Ostermontag 14 200 Zuschauer, die Eisbären-Fans unter ihnen feierten den zweiten Sieg im dritten Spiel der Best-off-Seven-Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) entsprechend ausgelassen.
»Wir haben heute einen klaren Sieg erzielt«, freute sich auch Leo Pföderl, mahnte aber umgehend: »Den Meistertitel[3] haben wir aber noch lange nicht. Wir müssen jetzt in den beiden nächsten Spielen sehr konzentriert auftreten. Nur dann können wir den Titel holen.« Der 31-jährige Bayer von den Eisbären Berlin[4] hatte den Haien drei Tore ins Netz geknallt – und damit gleich mehrere Rekorde geknackt.
Pföderl hatte den Rekordmeister im ersten Drittel mit 2:0 in Führung gebracht. Seinen dritten Treffer erzielte der Stürmer nach knapp einer halben Stunde: Mit dem 4:0 waren die Berliner endgültig auf der Siegerstraße und Pföderl ein Rekordspieler. Mit nunmehr 46 Playoff-Toren steht er in dieser DEL-Statistik jetzt ganz vorn, vor dem bisherigen Rekordhalter Patrick Reimer. Der wird es ihm nicht übel nehmen: Einerseits sind sie befreundet, andererseits thront Reimer mit insgesamt 394 Toren an der DEL-Spitze.
»Ich bin eher ein Typ, der nicht so gern viel mit der Scheibe macht,« beschreibt sich Nationalspieler Pföderl selbst. Gar kein Problem. Denn wenn der Stürmer die Scheibe hat, landet sie oft im gegnerischen Tor. Mit seinen drei Treffern gegen Köln bringt er es jetzt insgesamt auf 248 Tore in der DEL – und übertraf damit den Klubrekord von Andre Rankel, der mit 247 Treffern der bislang torgefährlichste Berliner Eisbär der Geschichte war.
Zwischen Pföderls Hattrick traf Ty Ronning zum 3:0 gegen Köln. Zusammen mit dem Kanadier bildet der Bayer das Knaller-Duo der Eisbären, der quirlige Ronning brachte es in dieser Saison bislang auf 55 Treffer. Wie wertvoll beide für die Berliner sind, bewies die Award-Show der DEL Mitte März in Köln: Pföderl wurde als »Spieler des Jahres« ausgezeichnet, die Münchner Abendzeitung feierte ihn danach als »Tölzer Exportschlager in Berlin.« Als Zweitbester wurde Eisbär Ronning ausgezeichnet.
Eine Mannschaft besteht aber natürlich nicht nur aus Stürmern und schon gar nicht nur aus zwei Spielern. Bei den Eisbären zeigt sich gerade in der jetzigen heißen Playoff-Phase besonders Verteidiger Jonas Müller als besonnenes Urgestein. Der 29-Jährige treibt schon seit Kindertagen den Puck über das Eis im alten Hohenschönhausener Wellblechpalast. Nachdem sich Eisbären-Kapitän Kai Wissmann beim 1:1 im zweiten Finalspiel der Eisbären in Köln eine schwere Handverletzung zugezogen hatte, übernahm Müller das Kapitänsamt und führt die Mannschaft seitdem überzeugend an. Gegen Köln traf er dann auch noch zum 7:0-Endstand.
Dieser klare Sieg ließ auch den Gegner staunend zurück. »Die Eisbären waren heute überragend«, sagte Kölns finnischer Trainer Kari Jalonen. Wohl wahr, so dynamisch und diszipliniert wie am Ostermontag wirbelten die Berliner nicht immer zwischen den Banden. Und das hinten die Null steht, zeigt, dass die Eisbären mit dem US-Amerikaner Jake Hildebrand auch im Tor stark besetzt sind. Die Berliner haben anscheinend alles, was eine Meister-Mannschaft braucht, jetzt fehlen noch zwei Siege.
»Wir müssen am Mittwoch in Köln genauso wie heute spielen, wenn wir gewinnen wollen«, forderte Eisbären-Trainer Serge Aubin am Ostermontag nach dem Abpfiff. Ins Schwärmen geriet aber auch der in seinen Analysen oft kritische Mann nach dem 7:0. »Meine Mannschaft hat großartig gespielt. Ich freue mich sehr und bin stolz auf sie.« Spielen die Eisbären in ähnlicher Art weiter, dann kann der Meisterpokal schon am Freitag in heimischer Halle tatsächlich funkeln.