nd-aktuell.de / 23.04.2025 / Berlin / Seite 1

BSW fordert höhere Studiengebühren

Medizinische Hochschule Brandenburg muss mit Kürzungen kämpfen

Marten Brehmer
Das Gebäude der Medizinischen Hochschule Brandenburg in Brandenburg an der Havel
Das Gebäude der Medizinischen Hochschule Brandenburg in Brandenburg an der Havel

Herbe Einschnitte: Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) muss auf Landesmittel verzichten. Nach den Plänen der Koalition von SPD und BSW soll der Landeszuschuss für die Privatuni von 6,6 Millionen Euro im Jahr 2024 auf 5 Millionen Euro schrumpfen. So sieht es der Entwurf für den Landeshaushalt vor.

Die Medizinische Hochschule ist zwar in der Rechtsform eine Privatuniversität, wird allerdings von öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen getragen. Konkret waren an der 2012 erfolgten Gründung der medizinischen Fakultät die kommunalen Ruppiner Kliniken in Neuruppin und das damalige Städtische Klinikum in Brandenburg an der Havel beteiligt, das heute als Universitätsklinikum der MHB firmiert. Weiterhin sind die freikirchliche Immanuel-Albertinen-Diakonie sowie eine Sparkasse und die Stadtwerke Neuruppin an der Trägergesellschaft beteiligt. Neben Medizinern werden auch Psychologen an der Hochschule ausgebildet. Trotz der größtenteils kommunalen Träger verlangt die MHB im Gegensatz zu öffentlichen Universitäten Studiengebühren in sechsstelliger Höhe, dafür gilt hier bei der Zulassung kein Numerus Clausus.

Für Jan Auswitz ist die MHB »gemeinnützig« – denn sie liefere den in Brandenburg dringend benötigten medizinischen Nachwuchs. Auswitz ist Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses der MHB. »Brandenburg ist Schlusslicht bei der Ärzteversorgung«, sagt er. Über Stipendienprogramme verpflichteten sich viele Studierende, nach ihrem Abschluss in strukturschwachen Regionen in der Mark zu wirken[1]. »Zwei Drittel unserer Absolventen bleiben in Brandenburg«, sagt er.

Durch die Kürzungen könnten 50 Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter wegfallen, rechnet Auswitz vor. Weil diese auch Drittmittel – also Finanzmittel externer Geldgeber – akquirieren, könnten die realen finanziellen Verluste noch höher liegen. Sollten Mittel umgeschichtet werden, könne das auch die Qualität des Studiums beeinträchtigen. »Am Ende wird es auch die Lehre treffen«, sagt Auswitz.

Der Wegfall der 1,6 Millionen Euro Landeszuschuss könnte die MHB in existenzielle Nöte bringen, befürchtet Auswitz. Denn die Mittel dienten bislang dafür, die Forschung an der Medizinischen Hochschule zu stärken. Dass an der MHB nicht nur Lehre, sondern auch Forschung stattfindet, war eine Vorgabe des Wissenschaftsrats, damit die MHB die Hochschulakkreditierung erlangen konnte. Diese ist notwendig, damit die dort erworbenen Abschlüsse staatlich anerkannt werden. Würden nun Forschungsmittel wegfallen, sei die Akkreditierung gefährdet, warnt Auswitz. »Der Wissenschaftsrat schwebt über uns wie ein Damoklesschwert«, sagt er.

Andreas Kutsche hält diese Sorge für unbegründet. Er ist für die BSW-Fraktion im Brandenburger Landtag Mitglied im Gesundheitsausschuss ist zugleich auch Mitglied im Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Brandenburg an der Havel, das zu den Trägern der MHB gehört. »In den kommenden zwei Jahren ist kein erneutes Akkreditierungsverfahren durch den Wissenschaftsrat vorgesehen«, sagt er.

Die geplanten Kürzungen des Landeszuschusses seien »schmerzlich«, aber unvermeidbar. »Der Haushalt ist schon bis zur Grenze des Machbaren gespannt«, sagt er. Steigende Kosten bei Pflichtaufgaben machten die Kürzungen notwendig. »Die Mittel sind begrenzt«, so Kutsche. Man prüfe allerdings, ob es noch Möglichkeiten gebe, Mittel innerhalb des Wissenschaftsressorts umzuschichten.

»Zum Großteil sind es Elternhäuser, die sich das leisten können.«

Andreas Kutsche (BSW)
Gesundheitspolitischer Sprecher

Um die Kürzungen auszugleichen, schlägt Kutsche vor, dass die MHB die Studiengebühren erhöht. Aktuell müssen angehende Mediziner 118 000 Euro für das gesamte Studium bezahlen. Dieser Betrag könne auf 125 000 Euro steigen, regt Kutsche an. Dies entspreche dem Niveau, das die MHB bis 2022 verlangt hat. »Natürlich ist das eine Belastung, aber man muss die Möglichkeit prüfen«, sagt er. Auf diesem Weg könne die MHB 800 000 Euro neue Einnahmen generieren.

AStA-Vorsitzender Jan Auswitz hält noch höhere Studiengebühren nicht für tragbar. »Viele Absolventen müssen nach zehn Jahren immer noch ihre Kredite abarbeiten«, sagt er. Die Gebühren seien eine »krasse Belastung«, die nicht noch erhöht werden können.

Stiegen die Gebühren, würden sich auch weniger Menschen für ein Medizinstudium an der MHB entscheiden, befürchtet Auswitz. »Wenn wir die Studiengebühren weiter erhöhen, dann bewirbt sich hier niemand mehr«, sagt er. Kämen weniger Absolventen von der Medizinischen Hochschule, verschärfe das den Ärztemangel in Brandenburg noch weiter. Dass die in Gründung befindliche öffentliche Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem in Cottbus den Wegfall ausgleichen könne, bezweifelt er. Dort sollen erst ab 2026 Ärzte ausgebildet werden[2]. Zunächst würden dort zudem auch nur 36 Studierende immatrikuliert werden, während die MHB jährlich 138 Absolventen verließen.

»Die Studiengebühren sind Teil des Konzepts, auf das sich alle Beteiligten eingelassen haben«, sagt der BSW-Abgeordnete Andreas Kutsche. Er verweist auf Stipendienprogramme, mit denen Brandenburger Krankenhäuser Studierenden an der MHB einen Teil des Studiums finanzieren, wenn sie sich verpflichten, dort nach Abschluss tätig zu werden. Die Studiengebühren hält er für tragbar. »Zum Großteil sind es Elternhäuser, die sich das leisten können«, so Kutsche.

Der AStA der MHB ruft für den kommenden Montag zu Protesten vor dem Brandenburger Landtag in Potsdam auf. Dort soll parallel der Wissenschaftsausschuss tagen.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181495.brandenburg-aus-der-heimat-in-die-universitaetsklinik-und-zurueck.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181773.gesundheitswesen-brandenburg-rezept-gegen-den-aerztemangel.html