Auf der Insel Bioko im Golf von Guinea leben rund 270 000 Menschen, die meisten in Malabo, der Hauptstadt Äquatorialguineas. In dem tropischen Klima mit einer mehr als sechsmonatigen Regenzeit gedeihen Mücken perfekt, was die Malaria-Ausbreitung fördert. Hier haben Forscher vier Jahre lang Daten zum Besprühen von Innenräumen mit Insektiziden gesammelt[1]. Das vor wenigen Tagen in der Fachzeitschrift »PNAS« veröffentlichte Ergebnis: Der Schutz der Bevölkerung könne bereits erreicht werden, wenn 30 bis 60 Prozent der Häuser besprüht werden, während globale Leitlinien bisher eine 80- bis 85-prozentige Mindestabdeckung vorsehen. Laut den Autoren ist daher der Schutz »zu geringeren Kosten möglich, was eine Ausweitung der Behandlungsgebiete oder eine Umverteilung der Ressourcen zur Malariabekämpfung ermöglicht«.
Für arme Länder ist das eine gute Nachricht, denn Finanzfragen werden durch den weitgehenden Rückzug der USA aus globalen Gesundheitsprogrammen noch wichtiger. Auch für die Bekämpfung der weltweit häufigsten Infektionskrankheit stehen weniger Mittel bereit. Die Malaria-Erreger sind einzellige Parasiten, die durch den Stich infizierter Anopheles-Mücken übertragen werden und sich in den roten Blutkörperchen vermehren. Infizierte leiden zuerst unter grippeähnlichen Symptomen, die sich unbehandelt in 7 bis 15 Tagen zur lebensbedrohlichen Erkrankung entwickeln können.
Vor allem Kleinkinder sind gefährdet. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2023 knapp 600 000 Menschen an der Krankheit, mehr als drei Viertel waren Kinder unter fünf Jahren. Fast alle Todesfälle (95 Prozent) wurden in Afrika registriert. Während die Zahl der Opfer leicht rückläufig war, stieg die der dokumentierten Infektionen um 4 Prozent auf 263 Millionen.
Anlässlich des Welt-Malaria-Tages an diesem Freitag wird für mehr globale Anstrengungen geworben. Auf Veranstaltungen geht es um Prävention durch Insektenschutzmittel oder Moskitonetze, um die lebenswichtige frühzeitige Diagnose[2] und Behandlung der Erkrankung. Es gibt neue Medikamente, und eine neue präventive Behandlungsmethode wird in Fachkreisen viel gelobt.
Positiv ist auch, dass mittlerweile zwei Impfstoffe zugelassen sind[3] – sie schützen vor schwerem Krankheitsverlauf. Bis Anfang April 2025 haben laut Unicef-Angaben 19 Länder in Subsahara-Afrika eines der beiden Vakzine in ihre Kinder-Impfprogramme aufgenommen. Noch werden die Impfstoffe nicht in ausreichender Menge produziert, doch das UN-Kinderhilfswerk geht davon aus, dass »es ab etwa 2028 ein ausreichendes Angebot an Malaria-Impfstoffen geben wird, um die gesamte Nachfrage zu decken«.
Trotz solcher Fortschritte sieht es aktuell nicht gut aus: Eine gerade veröffentlichte Langzeitstudie weist darauf hin, dass es nach 2000 bei der Malariabekämpfung zwar erhebliche Fortschritte gegeben hat. Doch für die vergangenen zehn Jahre konstatieren die Forscher um Daniel J. Weiss von der Curtin University in Australien »ein anhaltend hohes Plateau bei der Inzidenz« in stark betroffenen Ländern, vor allem in dicht besiedelten Gebieten. Neu hinzu kämen Klimaschocks, wie der schwere Malaria-Ausbruch in Pakistan nach der Hochwasserkatastrophe 2022.
Wenig optimistisch ist auch die WHO: Sie hatte das Ziel vorgegeben, die Sterblichkeitsrate von 14,9 pro 100 000 Infizierte im Jahr 2015 bis 2030 auf 1,5 zu senken. Die aktuelle Prognose der Organisation für 2030 geht von einer Sterblichkeitsrate von 12,8 aus. Zur Finanzierung der Maßnahmen gegen Malaria seien jährlich rund 8,3 Milliarden US-Dollar nötig gewesen, aufgebracht habe die Staatengemeinschaft zuletzt aber lediglich die Hälfte.