»Der Zaun muss weg«, sagt Melanie von Orlow, Geschäftsführerin der Naturschutzorganisation Nabu Berlin. Denn am Pankower Tor[1] ist ein Zaunstreit entbrannt. Dort sollen Zäune aufgebaut worden sein, um die noch auf der Brachfläche des alten Güterbahnhofs Pankow beheimateten Kreuzkröten von der Fläche fernzuhalten, so der Nabu.
Der Investor Kurt Krieger will in Pankow ein neues Wohnquartier[2] samt Möbelhaus des eigenen Unternehmens bauen. Die letzte Kreuzkröten-Population Berlins steht den Investoren- und Senatsplänen aber schon lange in den Weg. Nun soll sie auf eine benachbarte Fläche umziehen.
Doch so weit sei es noch nicht, heißt es vom Nabu Berlin[3]. Dennoch habe die Senatsumweltverwaltung den Berliner Wasserbetrieben[4] einen Ausnahmebescheid ausgestellt, um »zum Zweck von Bauvorbereitungen Kreuzkröten abzufangen und umzusiedeln«. Gegen diesen Bescheid klagt der Nabu. Um die bereits aufgebauten Krötenzäune schnellstmöglich loszuwerden, steht auch ein Eilverfahren im Raum. »Wir klären aktuell, wie wir weiter verfahren«, sagte von Orlow am Montagnachmittag zu »nd«.
Dass Fangzäune aufgebaut worden seien, hält der Nabu so oder so für illegal. Denn die Naturschützer*innen haben laut von Orlow von den Wasserbetrieben mitgeteilt bekommen, dass diese die Vorrichtung nicht aufgebaut hätten. »Der Bescheid wird gerade rechtswidrig verwendet«, sagt von Orlow.
Der Nabu teilte noch am Montagmorgen mit, dass die Untere Naturschutzbehörde des Bezirks Pankow deshalb die Krötenzäune öffnen lasse. Das habe sich schon am selben Tag allerdings als falsch herausgestellt, wie von Orlow zu »nd« sagt. Die Behörde habe »rechtliche Bedenken« und werde deshalb bislang nicht tätig, so die Berliner Nabu-Geschäftsführerin. »Wir verstehen auch nicht, welche Bedenken das sein sollen.« Die Naturschützer*innen wollen dennoch den Bezirk zum Handeln bringen, weil dieser schlussendlich in der Verantwortung dafür sei, den Kreuzkrötenfang zu unterbinden. »Wir haben einen Rechtsanspruch darauf, dass die Maßnahmen bis zu einer Klärung gestoppt werden«, sagt von Orlow.
Der Bezirk Pankow beantwortete eine kurzfristige Anfrage des »nd« bis Redaktionsschluss nicht. Auch die Umweltverwaltung äußerte sich auf Anfrage nicht weiter zu den vom Nabu beklagten Krötenzäunen. Umweltsenatorin Ulrike Bonde (CDU) teilt hinsichtlich des vom Nabu kritisierten Ausnahmebescheids lediglich mit, sie habe »die Belange des Artenschutzes sorgsam mit der Umsetzung des Projektes abgewogen« und sei so »zu der in Rede stehenden Entscheidung gekommen«.
Auch die Berliner Wasserbetriebe äußern sich auf nd-Anfrage nicht hinsichtlich der Krötenzäune. Dass sie überhaupt auf dem Gelände am Pankower Tor tätig werden müssen, liege daran, dass ein »riesiger Regenwasserkanal«, der aktuell durch das Grundstück verlaufe, zurück in öffentliches Straßenland versetzt werden müsse, sagt Wasserbetriebe-Sprecher Stephan Natz.