Das Lächeln Hanka Kupfernagels (34) verschwand hinter einem riesigen Präsentkorb. Die Thüringerin war gestern auf der leicht welligen märkischen Strecke zwischen Luckau und Sonnewald ein weiteres Mal zum deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren der Frauen über 30 km gestrampelt. »Am Rande des Spreewalds vermisse ich in dem schönen Korb die Spreewälder Gurken«, meinte Kupfernagel später etwas spöttisch. Prompt wurden ihr die gewünschten Gurken nachgereicht.
Die Weltmeisterin zeigte einmal mehr, wer Chef in dieser Disziplin auf dem Asphalt ist. Allerdings fiel der Abstand zur zweitplazierten Judith Arndt (Leipzig) mit drei Sekunden ziemlich knapp aus. »Wie immer bin ich nicht schnell genug in Fahrt gekommen«, klagte die Exweltmeisterin Arndt. Für sie wie auch für Kupfernagel dürfte das Olympiaticket sicher sein. Auf den dritten Rang kam Charlotte Becker (Equipe Nürnberger) ein.
Die in Gera geborenen Hanka Kupfernagel bangte in dieser Saison lange, ehe sie wieder voll in die Pedalen treten konnte. »Mich hatte eine langwierige Erkältung erwischt. Ich bin von Arzt zu Arzt gelaufen. Keiner konnte mir helfen. Nach vier Wochen Erkältung bin ich zu meinen Eltern nach Thüringen gefahren«, erzählte sie. »Im Jenaer Ärztehaus stellte man eine Vereiterung der Speiseröhre fest. Ich erhielt Antibiotika und kann seit acht Wochen wieder trainieren. Ich staune aber, dass ich schon wieder so gut drauf bin«, so die Radcross-Weltmeisterin.
Kupfernagel durchlebte 2005 schon einmal eine schwere Zeit. Da litt sie am Burn-Out-Syndrom. Die vielfache deutsche Meisterin auf Straße, Bahn und im Cross glaubt: »Ohne Mike wäre ich nicht so schnell aus dem Loch herausgekommen. Ich bin ihm für seine Fürsorge sehr dankbar.«
Vor knapp zwei Jahren saßen Hanka Kupfernagel und Mike Kluge (43) nach einem Crossrennen bei einem Glas Wein zusammen. »Es hat gleich gefunkt«, gibt sie zu, und Mike Kluge verrät: »Ich fand Hanka schon immer gut, aber Torsten Wittig, ihr Trainer und Ex-Mann, hat die Hand über sie gehalten.« Vor sechs Jahren wurde Hanka Kupfernagel von Torsten Wittig geschieden.
Inzwischen hat der gebürtige Berliner Kluge auch das Training der Ausnahmefahrerin übernommen. Mit Erfolg, wie der vierte WM-Crosstitel im Februar zeigte. »Hanka hat außergewöhnliches Talent, das aber besonderer Pflege bedarf«, schildert Kluge und ist fest überzeugt: »Bei zukünftigen Weltmeisterschaften im Cross und auf der Straße bis hin zu den Olympischen Spielen in Peking werden wir mit Hanka noch mehrere Medaillen feiern können.«
Das Paar wohnt derzeit in Denzlingen im Schwarzwald. »Aber meine Kraft schöpfe ich nach wie vor aus Thüringen«, sagte die Topfahrerin. »In Luckau habe ich meinen Bruder, meinen Vater und einige Freunde aus Thüringen an der Strecke verteilt. Dadurch war ich immer gut über den Stand des Rennens informiert.«
Deutsche Zeitfahrmeisterschaften in Luckau: Frauen (30 km): 1. Kupfernagel (Werder) 40:49, 2. Arndt (Leipzig) 3 s zur., 3. Becker (Unna) 32 s zur., 4. Worrack (Dissen) 1:19 min zur.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/131113.immer-wieder-hanka-kupfernagel.html