Brüssel (Agenturen/ND). Vor dem Sondertreffen der europäischen Agrarminister in Brüssel betonte Staatssekretär Gert Lindemann, für die Milchbauern seien »flankierende Maßnahmen« wie eine Erhöhung des Interventionspreises notwendig. Entscheidungen sollen aber erst beim offiziellen Agrarministertreffen am 19. Oktober in Luxemburg gefällt werden.
Am Rande des Sondergipfels kamen mehrere hundert Milchbauern zu Protestaktionen zusammen. »Der Markt kollabiert, wir stehen mit dem Rücken an der Wand«, sagte Matthias Mayer, Produzent aus dem Schwarzwald. Zu der Konferenz wurde auch Agrarministerin Ilse Aigner erwartet. Sie forderte im Vorfeld, dass der Absatz von Milch intensiviert werden müsse. Die Milchrohpreise liegen nach Industrieangaben derzeit bei 20 bis 27 Cent je Kilogramm. Die Bauern verlangen etwa 40 Cent.
Der amtierende EU-Ratspräsident Eskil Erlandsson zeigte sich beim Interventionspreis zuversichtlich. Keine Aussicht auf Erfolg habe dagegen die Forderung, die beschlossene Anhebung der Obergrenze für die Produktion (»Milchquote«) auszusetzen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Freitag in Berlin angekündigt, sich dafür einzusetzen, dass die Erhöhung der Milchquote ausgesetzt wird.
In der »Passauer Neuen Presse« (Montag) bedauerte Agrarministerin Aigner die Uneinigkeit der deutschen Bauernverbände. Vor der EU-Zentrale bewarfen deutsche Milchbauern den Präsidenten des Deutschen Bauernverbands (DBV), Gerd Sonnleitner, mit Eiern und einer Mistgabel, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Milchviehhalter (BDM) hielten ein Schild mit dem Text: »Unser größter Gegner ist unser eigener Bauernverband«.
Der BDM und der Bauernverband streiten seit Monaten über die geeigneten Schritte im Kampf gegen die niedrigen Milchpreise.
Die EU-Agrarminister wollen auch über einen Forderungskatalog von gut 20 EU-Staaten an EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel beraten. Dazu zählen eine Ausweitung der Interventionskäufe und Exporterstattungen, was Fischer Boel ablehnt. Boel hatte wiederum vorgeschlagen, die Regeln für den Quotenaufkauf durch die Mitgliedstaaten zu ändern. Außerdem will Fischer Boel die Milchbauern in den Preisverhandlungen mit der Industrie und den Handelsriesen stärken.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/156813.milch-bleibt-zankapfel.html