nd-aktuell.de / 24.10.2009 / Brandenburg / Seite 18

Über 10 000 Wildunfälle

Der Herbst bringt Gefahren für Autofahrer mit sich

Imke Hendrich, dpa

Liebestolles Damwild streift durch Brandenburgs Wälder. Wildschweine suchen nach Eicheln und auch die Rehe wollen ihre Futter-Reserve für den Winter anlegen. Doch sie bleiben dabei nicht immer im Dickicht verborgen, sondern queren oft Straßen. »Die Gefahr von Wildunfällen ist derzeit besonders groß – gerade in der Dämmerung«, betont der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Bernd Möller. Im vergangenen Jahr ereigneten sich landesweit 15 573 Kollisionen mit Rehen, Wildschweinen oder Hirschen. Ein Mensch starb, 208 Verkehrsteilnehmer erlitten laut Potsdamer Innenministerium Verletzungen. Meist gehen die Crashs für die Autofahrer recht glimpflich ab, für die Tiere sieht es schon schlimmer aus.

»Allein rund 10 000 Stück Schalenwild wie etwa Damhirsche oder Wildschweine sterben jährlich bei solchen Unfällen«, sagt Möller. Hinzu kämen unter anderem auch viele getötete Hasen und Füchse. In ganz Deutschland verenden bei Unfällen nach Auskunft der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild jährlich allein 200 000 bis 250 000 Rehe. »Für frei lebendes Wild sind die Autofahrer die größten Feinde«, sagt Sprecher Werner Koep. Er rät dazu, nicht durch die Wälder zu rasen und die Augen offenzuhalten.

Und Möller ergänzt: »Gerade Rehe neigen dazu, panikartig zu flüchten. Wenn sie an der Straße stehen, können wir nicht damit rechnen, dass sie dort auch bleiben.« Bei rund 70 Prozent der Wildunfälle in der Mark sind Rehe der Auslöser. »Die größten Schäden gibt es bei Zusammenstößen mit massigen Elchen, aber auch mit großen Wildschweinen.«

Denn, so hat ein kluger Kopf mal ausgerechnet: Das Aufprallgewicht eines 80 Kilogramm schweren Schwarzkittels, der mit einem 50 Stundenkilometer schnellen Auto kollidiert, entspricht dem Körpergewicht eines Nashorns – zwei Tonnen. Gerade im Wald und an Wald- und Wiesenrändern sollten die Autofahrer daher – vor allem im Herbst – besonders aufmerksam und vorsichtig sein. Der Direktor Autobahnpolizei, Udo Antonicek, rät: »Sieht man ein Tier, am besten anhalten, abblenden und hupen.«

Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, keine riskanten Ausweichmanöver starten – die enden meistens am Baum. In den ersten neun Monaten dieses Jahres gab es landesweit 10 618 Wildunfälle, zwei Menschen starben, 124 erlitten Verletzungen.

Möller vom Landesjagdverband weist darauf hin, dass jeder Zusammenstoß mit Wild gemeldet werden muss. »Ansonsten ist dies eine Ordnungswidrigkeit.« Auf keinen Fall darf man einfach das Tier in den eigenen Kofferraum verfrachten - das ist Wilderei.