Drei Rennen, neun Podestplätze – 26 Tage vor der Olympia-Eröffnung sind die deutschen Rennrodler beim Heim-Weltcup in Oberhof mit der kompletten Weltelite Schlitten gefahren. Nach den Dreifach-Erfolgen der Frauen und Doppelsitzer krönte am Sonntag das Thüringer Trio Andi Langenhan (Zella-Mehlis), Johannes Ludwig und Jan Eichhorn (beide Oberhof) die Gala am Rennsteig. Zum Abschluss der Rodel-Festspiele gewann das deutsche Aufgebot auch die Team-Staffel und damit die Saisonwertung im Mannschaftswettkampf vor den bis dahin führenden Österreichern.
Bei den Doppelsitzern hatte das Duo Andrè Florschütz/Torsten Wustlich (Friedrichroda/Oberwiesenthal) mit Bahnrekord und zwei Laufbestzeiten Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) und Patric Leitner/Alexander Resch (Königssee/Berchtesgaden) in Schach gehalten. Die Oberwiesenthalerin Tatjana Hüfner setzte mit Bahnrekord die Siegesserie der deutschen Rodlerinnen mit dem 97. Weltcup-Erfolg in Serie vor ihrer Vereinskameradin Anke Wischnewski und Natalie Geisenberger (Miesbach) fort.
»Die Ergebnisse zeigen, dass die Formkurve und das Material stimmen. Das gibt Selbstvertrauen für Olympia«, sagte Florschütz. Tatjana Hüfner meinte: »Für Vancouver sagen die Siege überhaupt nichts aus. Das ist eine ganz spezielle Bahn, die schnellste der Welt. Da müssen wir alle erst einmal gescheit runterfahren.«
Olympianeuling Andi Langenhan gibt ein etwas mulmiges Gefühl zu. »Die Routiniers haben mir schon erzählt, dass Olympia mit der Nacht zwischen den vier Läufen ein ganz anderer Wettkampf ist«, meinte der 25-Jährige. Fürs Selbstbewusstsein sei sein zweiter Weltcupsieg aber enorm wichtig.
Für Bundestrainer Norbert Loch war es kein Beinbruch, dass seine nominell stärksten Männer David Möller (Sonneberg/5.) und Felix Loch (Berchtesgaden/7.) nicht aufs Podest fuhren: »Es ist schön, dass andere in die Bresche springen konnten. Doch das geht wohl nur hier in Oberhof. Bis Olympia haben wir noch einiges zu tun.«
Ab heute wird sich das deutsche Olympiateam zur Materialklausur nach Altenberg zurückziehen. »Dort wollen wir die richtigen Kufen herausfinden, mit denen bei Olympia gefahren wird«, schilderte Torsten Wustlich. Tatjana Hüfner, die am Wochenende gern bei den EM in Sigulda (Lettland) gestartet wäre, akzeptierte die Entscheidung der Trainer, dass die deutsche Garde zu Hause bleibt. In Altenberg könne man so viele Testfahrten an einem Tag machen wie in Sigulda in der ganzen Woche.
Beim letzten Weltcup der Saison Ende Januar in Cesana (Italien) können Florschütz/Wustlich mit einem vierten Platz den ersten Weltcup-Gesamtsieg ihrer seit 1996 andauernden Rodel-Ehe perfekt machen. »Das wäre eine schöne Zugabe, doch richtig zählt nur Olympia«, meinte Wustlich. Auch Hüfner genügt ein vierter Rang, um zum dritten Mal hintereinander die Saison-Gesamtwertung zu gewinnen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/163171.rodler-fahren-mit-weltelite-schlitten.html