Szenekiez für zahlungskräftige Mieter

Bei Neuvermietungen stiegen Wohnkosten innerhalb eines Jahres um 4,5 Prozent

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf dem Berliner Wohnungsmarkt wird es spürbar enger: Die Zahl der Haushalte nimmt zu, die der leer stehenden Wohnungen ab, und Wohnungsneubau findet praktisch nicht statt. Das Resultat sind steigende Mieten. Der gestern vorgestellte neueste Wohnmarktreport der Wohnungsgesellschaft GSW konstatiert denn auch für sie einen »deutlichen Aufwärtstrend«.

Wohnungssuchende mussten im vergangenen Jahr im Schnitt 5,85 Euro pro Quadratmeter netto/kalt aufbringen, um eine neue Wohnung anzumieten – 4,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Besonders rasant stiegen die Angebotsmieten, wie schon vergangene Woche von der Investitionsbank Berlin festgestellt, mit rund sieben Prozent in Friedrichshain-Kreuzberg. Dabei verfügen in diesem Bezirk die Haushalte im Schnitt mit 1939 Euro über die geringste Kaufkraft, die Angebotsmieten sind jedoch mit im Schnitt 6,73 Euro pro Quadratmeter bereits die zweithöchsten nach Charlottenburg-Wilmersdorf. »Ein junges, kaufkräftiges Publikum hat den Bezirk entdeckt«, kommentierte Immobilienexperte Udo Radtke. Dass deshalb die weniger zahlungskräftigen Altmieter verdrängt werden, sieht er nicht. Denn bei Wohnungen mit geringerem Standard sei die Miete »nur« um 2,6 Prozent gestiegen.

Die Mieten legten in elf der zwölf Bezirke zu, lediglich Pankow stagnierte. Geringe Zuwächse von unter zwei Prozent gab es in Treptow-Köpenick und Reinickendorf. Am günstigsten wohnt man in Marzahn-Hellersdorf, wo Wohnungen für im Schnitt 4,80 Euro pro Quadratmeter zu haben sind. Am billigsten sind die Mieten in Kaulsdorf-Nord mit 4,23 Euro pro Quadratmeter.

In dem Plattenbaubezirk ist auch die Belastung der Haushalte durch die Wohnkosten mit 21 Prozent am geringsten. Dazu trägt die hier relativ hohe Kaufkraft von 2542 Euro pro Haushalt bei. Im Durchschnitt beträgt laut Report die Kaufkraft in Berlin pro Haushalt 2571 Euro. Am höchsten ist sie in Steglitz-Zehlendorf mit 3233 Euro. Neben Friedrichshain-Kreuzberg befinden sich Pankow mit 2158 und Mitte mit 2223 Euro am untersten Ende der Tabelle.

Im Durchschnitt müssen die Berliner Haushalte 25,4 Prozent ihrer Kaufkraft für die Miete einsetzen. Wohnungen im Bereich Unter den Linden sind für Normalsterbliche nicht mehr erschwinglich, wer dort hinziehen will, müsste die Hälfte seiner Einkünfte dafür aufwenden, am Alex bis zu 41 Prozent. Die GSW-Experten rechnen mit weiter steigenden Mieten und haben dafür neben Friedrichshain-Kreuzberg besonders in Pankow, Mitte und Lichtenberg »Potenzial« ausgemacht. Die Erwartung nährt sich aus der geringen Neubautätigkeit – 2008 wurden nur 80 Mehrfamilienhäuser fertig – und dem sinkenden Leerstand. Die Leerstandsquote sank gegenüber 2008 um 0,3 auf 4,2 Prozent. Der Senat rechnet dagegen immer noch mit 5,6 Prozent. Am höchsten ist die Leerstandsquote laut GSW in Marzahn-Hellersdorf und Neukölln mit 9,2 bzw. 6,1 Prozent, am geringsten in Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick mit jeweils 2,4 sowie Friedrichshain-Kreuzberg mit 2,8 Prozent.

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