nd-aktuell.de / 07.05.2002 / Wirtschaft und Umwelt

Kongo verliert Diamanten

Schmuggel kostet dem Land Großteil der Einnahmen

Hanna Ndlovu, Johannesburg
Die Demokratische Republik Kongo verliert immer noch 400 Millionen US-Dollar jährlich durch Diamantenschmuggel. Das sind etwa zwei Drittel seiner potenziellen Einnahmen aus dem Handel mit diesen wertvollen Steinen.
Bergbauminister Simon Tumawako, der diese Zahl gerade in Kinshasa bekannt gab, begründete damit den Beitritt seines Landes zum so genannten Kimberleys Prozess, einem internationalen Überwachungssystem unter Führung der größten Diamantenhändler der Welt. Die afrikanischen Länder Angola, Sierra Leone und Guinea, die wie die Demokratische Republik Kongo darunter leiden, dass bewaffnete Rebellenbewegungen in großen Teilen ihrer Territorien illegal Diamanten schürfen und verkaufen, um Bürgerkriege zu finanzieren, haben bereits unterzeichnet. Das Kimberley System verlangt von allen Diamantenhändlern eine jeweils nationale Zertifizierung für ihre zum Verkauf angebotenen und eingeführten Rohdiamanten, worüber eine wirksame Kontrolle des illegalen Diamantenhandels erreicht werden kann. Allerdings müssen sich darüber auch die jeweiligen Regierungen unter die absolute Zensur der großen Diamantenfirmen stellen, was im Klartext bedeutet, dass dem Bergbaugiganten De Beers wieder der große Anteil der Macht über die afrikanischen Diamantenländer zufällt. Diese hatten versucht, nach der Unabhängigkeit von den entsprechenden Kolonialmächten, größere Freiheiten gerade über dem lukrativen Handel mit so wertvollen Rohstoffen wie den Diamanten zu bekommen. Das wird nun rückgängig gemacht. Der südafrikanische Multi De Beers ist der größte Diamantenhändler der Welt. Er kontrolliert 63 Prozent des internationalen Handels über seine Marketing Gesellschaft. Die gerade bei den Kongo-Verhandlungen im südafrikanischen Urlaubsparadies Sun City erreichte Übereinkunft über die Zukunft der wirtschaftlichen Reichtümer des Kongo wird den althergebrachten internationalen Eigentümern ebenfalls wieder die alten Rechte einräumen. Obwohl keine Einigkeit erzielt werden konnte, wie eine künftige Übergangsregierung aussehen und wer in ihr welche Posten besetzen soll, wurde bereits beschlossen, dass alle Wirtschaftsabkommen der jetzigen Regierung Kabila unter einer neuen Regierung überprüft und gegebenenfalls revidiert werden sollen. Nicht nur Ruanda und Uganda, die sich derzeit immer noch über die Ausbeutung der Reichtümer der kongolesischen Rohstoffe mit Milliarden US-Dollar bereichern, sondern auch Simbabwe und andere Staaten, die derzeit an der Seite der Regierung Truppenkontingente im Kongo haben, sollen hinsichtlich ihrer Wirtschaftsbeziehungen mit der Regierung Kabila überprüft werden. Die Regierung Mugabe betreibt derzeit gemeinsam mit der regierungseigenen Société Minière de Bakwanga die größte Diamantenmine des Landes. Die letzten bekannt gegebenen Zahlen von 1999 sprechen von 4,4 Milliarden US-Dollar Jahresgewinn. Nach dieser Statistik wurden im Jahr 1999 von internationalen Diamantenhändlern, aber auch aus dem südlichen Kasai, den Rebellengebieten in der Republik Kongo, Steine für 396 Millionen US-Dollar aufgekauft. Diese Zahlen dürften auch für die Gegenwart zutreffen. In dem UN-Bericht über die ökonomische Ausplünderung der wirtschaftlichen Ressourcen der Republik Kongo wird Ugandas Staatschef Museveni vorgeworfen, über seine Familie persönlich beteiligt zu sein. Der UN-Untersuchung zufolge saniert Ruanda mit dem Schwarzgeld aus den Kongo-Geschäften den Staatshaushalt. Soldaten, Lehrer und andere Staatsbedienstete, die wegen der Bürgerkriege jahrelang unregelmäßig bezahlt worden sind, erhalten so ihre Gehälter wieder pünktlich.