Das einstige Staatsoberhaupt Afghanistans Burhanuddin Rabbani ist wieder Präsident im Lande Afghanistan – vorerst nur des Friedensrates. Das »nur« bezieht sich weniger auf den Friedensrat, denn was könnte in einem Land wie der Hindukusch-Republik wichtiger sein als ein Gremium mit dieser Zielstellung, sondern darauf, wer ihn dorthin berufen hat. Das war der gegenwärtige Staatspräsident Hamid Karsai, politisch abgehalftert, weil Synonym für eine Marionette der USA, massiven Wahlbetrug und, über seine Familie, unverfrorene Raffgier. Offenbar erhofft sich Karsai, dass mit dem greisen Rabbani das erst vorige Woche neu geschaffene Amt geehrt wird und ein wenig davon auch dem Staatschef zuteil wird. Das erscheint denkbar, denn Rabbani hat sich zwar immer politisch eingemischt – wie sonst hätte er Präsident werden können –, aber sich doch aus den scheußlichsten Metzeleien heraushalten können.
Der heute 70-Jährige stammt aus Faizabad, wo sich derzeit auch die Bundeswehr breit macht, nahe der Grenze zu Tadshikistan, und gehört der tadshikischen Volksgruppe in Afghanistan an. Er studierte Islamisches Recht und Philosophie in Kabul, später auch in Kairo.
Nach seiner Rückkehr von dort gründete er eine Art islamischen Studentenverband. Da dieser der Regierung, die gemessen an heutigen Zuständen beinahe säkular zu nennen war, nicht wohl gesonnen war, musste Rabbani bald in den Untergrund abtauchen. Ab 1978, unter den sozialistisch orientierten Regierungen, blieb er nicht nur dort, sondern organisierte auch den Widerstand dagegen.
Nach deren endgültigem Sturz im April 1992 kehrte Rabbani nach Kabul zurück, wurde zum neuen Präsidenten gekürt. Allerdings war er nicht mehr als der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die extrem verfeindeten Widerstandsgruppen zu einigen vermochten. Eigentlich war schon Rabbani – wie der heutige Präsident – nicht mehr als Bürgermeister von Kabul, dem er nach dem Vormarsch der Taliban 1996 fluchtartig in Richtung Faizabad entfloh, wohin die Taliban nie vordrangen. Zuvor hatte er Afghanistan als »Islamischen Staat« proklamiert. Vorschusslorbeeren von den Taliban kann er dafür aber nicht erwarten.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/181911.rueckkehrer.html