nd-aktuell.de / 29.12.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Verzögerung bei neuem Agrosprit

Ethanolgemisch E10 erst im Februar verfügbar

Bonn/Berlin (dpa/ND). Der neue Agrosprit E10 wird nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbands nicht wie geplant am 1. Januar an allen 14 000 Tankstellen verfügbar sein. »Frühestens im Februar« werde das Ethanol-Gemisch an den meisten Zapfsäulen erhältlich sein, sagte Verbandsgeschäftsführer Klaus Picard dem Bonner »General-Anzeiger« (Dienstag). Von der Umstellung auf den neuen Kraftstoff seien die Herstellung in den Raffinerien genauso betroffen wie die Lieferung durch Tankwagen und die Tankstellen, die ihre Kassen und Preismasten dafür vorbereiten müssten. »Das wird eine Zeit dauern, denn die Kälte hat auch einen Einfluss auf die Umstellung«, sagte Picard der dpa. Erst seit dem Bundesratsbeschluss im Dezember konnten die Vorbereitungen konkret anlaufen.

Die Bundesregierung und die Länderkammer hatten den Weg frei gemacht für die Einführung des neuen Super-Sprits mit einer zehnprozentigen Beimischung von Ethanol. Damit wurde eine EU- Richtlinie umgesetzt. Laut Bundesumweltministerium können 90 Prozent aller Fahrzeuge E10 tanken. Genaue Angaben machen die Hersteller. Für Autos, deren Motoren den höheren Agrosprit-Anteil nicht vertragen, muss bis 2013 weiterhin Treibstoff mit fünf Prozent Ethanol-Anteil angeboten werden. Der Verbrauch steige im Vergleich zum herkömmlichen Super im Schnitt um drei Prozent, da Ethanol einen geringeren Energiegehalt hat, sagte Picard.

E10 soll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und dazu dienen, die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Wird dieses knapper und teurer, könnte Agrosprit langfristig preisdämpfend wirken. Umweltschützer kritisieren, dass für den Agrokraftstoffanbau auch klimaschützende Waldflächen gerodet würden. Sinnvoller seien spritsparendere Autos und neue CO2-freie Technologien, sagt der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland, Leif Miller. Zudem bestehe für die Erreichung der EU-Biokraftstoffziele ein zusätzlicher Ackerflächenbedarf von bis zu 6,9 Millionen Hektar.