Von den ersten Gerüchten bis zur offiziellen Entscheidung verging nur eine Woche. Sieben Tage, in denen eine der prägendsten Eigenschaften von Felix Magath wieder deutlich wurde – seine Gelassenheit. Der genießende Teetrinker unter den hektischen Kaffeeschlürfern im Trainergeschäft kann nach seiner Entlassung beim FC Schalke 04 den Löffel jetzt noch etwas ausgiebiger in der Tasse rühren.
Vielleicht liegt es an seinem Elternhaus, die Dinge etwas leichter zu nehmen. Als Sohn einer Deutschen und eines Puertoricaners wurde Magath als Wolfgang Felix 1953 in Aschaffenburg geboren. Auf jeden Fall strahlt er die Ruhe eines Erfolgreichen aus: Als Trainer konnte er sein anfängliches Image als kurzfristiger Retter in Stuttgart ablegen. Den VfB führte er von 2001 bis 2004 von den Abstiegsrängen über die Vizemeisterschaft in die Champions League. Es folgten jeweils zwei Meistertitel und Pokalsiege mit dem FC Bayern. Der größte Erfolg gelang ihm 2009, als er die Meisterschale überraschend nach Wolfsburg holte. Zum Lohn wurde Magath ein drittes Mal Deutschlands Trainer des Jahres.
Zu dem entsprechenden Titel als Spieler hat es nie gereicht. Doch vom VfR Nilkheim hat es der Spielmacher bis zum Hamburger SV und in die Nationalmannschaft geschafft. Nach 43 Länderspielen war er Europameister und zweimal Vizeweltmeister. In zehn Jahren beim HSV wurde er dreimal Deutscher Meister und bescherte dem Verein 1983 mit seinem Siegtreffer den Landesmeistercup.
Als »größte Herausforderung« beschrieb er aber seinen Wechsel zu Schalke 04. Übertrieben hat er nicht. Als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied kam er 2009 zu einem heillos überschuldeten und chaotisch geführtem Verein. Nach Platz zwei im ersten Jahr steht Schalke nun im Viertelfinale der Champions League und kann im Endspiel des DFB-Pokals den ersten Titel seit neun Jahren holen. Diese sportlich wie finanziell überzeugende Bilanz erlaubt einen gelassenen Umgang mit den in den vergangenen sieben Tagen ständig wechselnden Argumenten der Klubführung für seine Entlassung.
Viel Zeit für seine sechs Kinder und das von ihm geliebte Schachspiel wird kaum bleiben, die nächsten Angebote kommen sicher schnell. Alexander Ludewig
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/193363.teetrinker.html