Die FIFA Frauen-WM in Deutschland bietet für eine breite Öffentlichkeit einen erneuten Anlass, den Fußballsport und seine Stellung in der Gesellschaft zu bewerten und zu diskutieren. Dabei gilt es, den Blick auf den Fußball zu erweitern und den bisher weniger beachteten Zusammenhang von gesellschaftlicher Emanzipation und Sport zu beschreiben. Denn dass Fußball in Geschichte und Gegenwart mit verschiedenen Emazipationsbestrebungen verbunden ist, wurde bisher selten erörtert oder blieb auf den Frauenfußball beschränkt. Es stellt sich aber die Frage: Inwieweit das heutige Massenphänomen Fußball in den verschiedenen Phasen seiner Entwicklung immer schon Ausdruck und Mittel von kulturellen, politischen und individuellen Bestrebungen war und aktuell ist, sich Anerkennung und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe zu verschaffen. Diese Fragestellung bezieht die Frauenemanzipation ein – die Frauen-WM legt es nahe –, bleibt aber nicht bei ihr stehen.
Nur wenn der Sport mit gesellschaftsverändernden Vorstellungen, Entwürfen und Handlungen verknüpft ist, konnte und kann er auch künftig in einer sich wandelnden Welt gesellschaftliche Perspektiven schaffen ... Sport und vor allem der Fußball ist mehr als nur ein Spiegelbild der Gesellschaft, sondern ein einflussreicher gesellschaftlicher Akteur.
Aus dem Vorwort von Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider zu ihrem Buch »Emanzipation Fußball« (Panama Verlag, 184 S., br., 19,90 €).
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/200943.leseprobe.html