Nur zwölf Prozent des dänischen Territoriums sind von Wald bedeckt. Große Waldstücke sind eher die Ausnahme. Das erklärt, warum die Fällung von 266 Hektar Wald an der Nordwestküste Jütlands die Nation seit der Beschlussfassung 2009 beschäftigt. Damals wählten Experten der Windindustrie und des Umweltministeriums die Østerild-Klitplantage als den am besten geeigneten Standort für eine Testanlage für neue, bis zu 250 Meter hohe Windanlagen. Nach vorläufigen Plänen sollen hier zunächst sechs solcher Anlagen errichtet werden. Dass künftig Meeres-Anlagen an Land getestet werden, hängt mit den Kosten und der Zugänglichkeit zusammen. Dank der Höhe über dem Meeresspiegel werden die Windräder hier ähnliche Bedingungen haben wie an ihren künftigen Einsatzorten. Da die Gegend nur dünn besiedelt ist, sind nur wenige Menschen vom Niederfrequenzlärm betroffen.
Der Beschluss zum Bau der Testanlage in einem Wald, der unter Naturschutz steht, wurde mit der Auflage verknüpft, eine gleiche Menge Bäume in der Umgebung zu pflanzen. Bisher ist es jedoch noch nicht gelungen, ausreichende Flächen für die Aufforstung zu finden. Vorgesehen ist es, Mischwald mit endemischen Arten zu pflanzen statt des Industriewaldes, der vor rund 100 Jahren angelegt wurde, um die Sandflucht zu stoppen.
Der Dänische Naturschutzverband hat bei der EU-Kommission Klage erhoben wegen Verstoßes gegen den Biotopschutz, während Landbesitzer gerichtlich gegen ihre Enteignung vorgehen. Dennoch hat das Umweltministerium die Fällung der Bäume angeordnet, um den Zeitplan für den Bau der Testanlage nicht zu gefährden. Größere Gruppen von Umweltaktivisten haben durch Baumsetzen und Anketten an die Bäume bisher eine Verzögerung erreicht.
Die meisten Parteien, unabhängige Experten und die Umweltbehörden sind sich einig, dass die Rodung notwendig ist, um das übergeordnete Ziel voranzutreiben, den CO2-Ausstoß durch effektivere Windanlagen radikal zu senken. Sie klagen die Aktivisten und sie unterstützenden Organisationen an, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen und lediglich lokale Interessen zu verfechten.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/205261.gruenes-dilemma.html