Washington/Tripolis (dpa/ND). Wie der US-Sender CNN berichtete, fand ein Reporter des Senders den Krebskranken am Sonntag in seinem Haus in Tripolis. Dort werde Megrahi von seiner Familie versorgt. Er falle immer wieder ins Koma, benötige Sauerstoff und hänge am Tropf.
Die Familie beklagte CNN gegenüber, dass er nicht ärztlich betreut werde, sondern zu Hause gepflegt werden müsse. Plünderer hätten Medikamente mitgenommen. »Es gibt keinen Arzt, es gibt niemanden, den man fragen kann. Wir haben nicht einmal mehr eine Telefonleitung«, sagte Megrahis Sohn Khaled dem Sender.
CNN-Reporter Nic Robertson beschrieb den Attentäter nur noch als »Schatten seiner selbst«. Er fügte hinzu: »Ich war geschockt, als ich in das Zimmer ging und ihn in einem solchen Zustand sah.«
Der Nationale Übergangsrat in Libyen hatte am Sonntag eine Auslieferung des Mannes nach Großbritannien oder in die USA ausgeschlossen. Justizminister Mohammed al-Alagi sagte in Tripolis: »Wir werden keinen libyschen Bürger an den Westen übergeben.« Megrahi sei bereits verurteilt und werde für den selben Vorwurf nicht noch einmal verurteilt.
Der schwer krebskranke Megrahi war aus schottischer Haft entlassen worden, weil ihm Ärzte eine Lebenserwartung von nur noch wenigen Monaten bescheinigt hatten. Bei dem Attentat auf eine Boeing 747 der US-Fluggesellschaft PanAm über dem schottischen Lockerbie waren 1988 insgesamt 270 Menschen gestorben – darunter viele US-Amerikaner. Megrahi ist der einzige, der jemals dafür zur Rechenschaft gezogen wurde.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/205541.lockerbie-attentaeter-liegt-im-sterben.html