Eine Katze, die sprechen kann, eine Brille trägt, zweierlei Augen hat und Klavier spielen will? Das kann selbst einem König ausgesprochen ulkig vorkommen, obwohl so einer doch eigentlich gar nicht mehr staunen dürfte.
König Karl der Siebente von Maien-Land muss darauf gleich mal ein Likörchen nehmen, das seine neue Bekanntschaft, Katze Kicki, natürlich auch nicht verschmäht. Doch damit ist es längst nicht genug der Merkwürdigkeiten, die von diesem exaltierten Tier ausgehen. Kicki kann nämlich die Wahrheit riechen und bringt damit das ganze Maien-Land gehörig durcheinander. Sie öffnet dem unbedarften König Karl die Augen über seinen missgünstigen und intriganten Hofstaat und seine schummelnden und bequemen Landsleute. So überredet Kicki ihren Karl, incognito durchs Land zu reisen; man kann sich ja vorstellen, was da so alles passiert. Das ungleiche Paar erlebt mufflige Schaffner, kalte Wurst im Zug, Schlaglöcher auf den Nebenstraßen und Holzbretter, die nur unter dem Ladentisch an Tante Erna verkauft werden. Das Schlimmste widerfährt König Karl auf einer Baustelle, die er unangemeldet an einem Freitag Mittag gegen zwei Uhr besucht. Keiner mehr da, sagt der Pförtner. Und dann mit so seltsamer Betonung: Es sei schließlich »Frei-tag«. Nur ein Bauarbeiter rackerte noch und drei seiner Kollegen liegen, von leeren Bierflaschen umgeben, lallend in der Sonne. Spätestens an dieser Stelle weiß auch der begriffsstutzigste Leser, dass die Grande Dame der DDR-Kinderliteratur, die heute 70-jährige Christa Kozik, nicht irgendeinen Königsroman geschrieben hat, sondern eine Satire auf bestimmte Gepflogenheiten im »Ham-wa-nich-Land« von König Karl. Das kommt im Gegensatz zur DDR am Ende raus aus der Misere, denn als dem Herrscher ein Licht über die Zustände in seinem Land aufgeht, beginnt er mit Kickis Hilfe, klar Schiff zu machen. Und wie es im Märchen so ist, verliebt er sich am Ende in das eitle Tierchen – mit ganz spektakulären Folgen.
»Kicki und der König« ist weder Kinderbuch noch Erwachsenenroman. Es ist ein selten gelungenes Werk für zwei: einen älteren Vorleser und einen jüngeren Zuhörer. Beide werden sich katzenköniglich amüsieren.
Christa Kozik: Kicki und der König. Ein Katzenroman. Eulenspiegel Kinderbuchverlag. 159 S., geb., 9,95 €
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/208557.likoer-fuer-die-katze.html