Nach einem koreanischen Paar ist am Sonntag ein dritter Überlebender aus dem verunglücktem Kreuzfahrtschiff befreit worden. ein Besatzungsmitglied. Doch schwindet die Hoffnung, weitere Vermisste noch lebend zu bergen, mit jeder Stunde. Mehrere Tauchereinheiten suchen das inzwischen auf einer Seite liegende Schiff ab, um festzustellen, ob irgendwo im Bauch des Riesen noch Personen eingeschlossen sind. An Bord sollen 4232 Menschen gewesen sein. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gebe es noch keine abschließende Sicherheit über den Verbleib einiger deutscher Passagiere.
Inzwischen wurde der Kapitän der »Costa Concordia«, der 52-jährige Francesco Schettino, verhaftet. Die mögliche Anklage lautet »mehrfache fahrlässige Tötung« und »Verlassen des Unfallortes«, da er nicht - wie vorgeschrieben - das Schiff als Letzter verlassen hat. Seine Version des Hergangs steckt voller Ungereimtheiten. Es gibt noch sehr viele offene Fragen, angefangen damit, wo sich der Unfall überhaupt ereignet hat und welche Felsen das Schiff gerammt hat. Eine Möglichkeit ist, dass das havarierte Schiff nach dem Aufprall noch einige Meilen fahren konnte und vom Kapitän extra so nah an die Küste gesteuert wurde, um die Rettungsaktionen zu erleichtern.
Andererseits gibt es einen Brief vom Bürgermeister der Insel Giglio, vor der das Schiff auf Grund lief, aus dem vergangenen August. Darin bedankt er sich bei der Reederei (die Linie Costa gehört zum US-amerikanischen Konzern Carnival) dafür, dass das Schiff immer so nah an der Küste vorbeifährt, was für die Urlauber an Land eine große Attraktion sei. Die Frage nach dem Kurs und ob sich die »Costa Concordia« an die drei Meilen Abstand gehalten hat, die hier vorgeschriebenen sind, wird möglicherweise der Fahrtenschreiber klären, der jetzt ausgewertet werden muss.
Eine weitere offene Frage ist, wo sich der Kapitän aufhielt, als sein Schiff den Felsen rammte - auf der Kommandobrücke, wie er selbst behauptet, oder im Speisesaal, wie einige Passagiere meinen. Es muss auch geklärt werden, ob das Personal an Bord auf einen Unglücksfall vorbereitet war oder ob die Passagiere ihrem Schicksal überlassen wurden. Beim augenblicklichen Stand der Dinge, so der Polizeipräsident von Grosseto, Giuseppe Linardi, der für die verschiedenen Untersuchungen zuständig ist, handele es sich um eine »absolut unerklärliche Tragödie«.
Die Bewohner der Insel Giglio, die sich in der Unglücksnacht vorbildlich um die Schiffbrüchigen gekümmert haben, befürchten nun eine Umwelttragödie. Der Tank der »Costa Concordia«, die auf dem Weg nach Savona bei Genua war, könnte aufbrechen und Unmengen Treibstoff freisetzen. Für die ganze Gegend, die unter Naturschutz steht und vor allem vom Tourismus lebt, wäre das eine Katastrophe.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/215695.katastrophe-der-costa-concordia.html