Über barbarische Grausamkeiten und Verbrechen darf kein Gras wachsen. Immer wieder ist an den europäischen Faschismus zu erinnern, insbesondere an den deutschen Nationalsozialismus und an den von ihm entfesselten Zweiten Weltkrieg. Dies tun Historiker, zumeist um detailliertes Beschreiben von Ereignissen und Entwicklungen bemüht, oft weniger um ein kritisches Ergründen entscheidender Wurzeln brauner Barbarei. Doch nicht nur in den einflussreichen Medien, welche hauptsächlich das Geschichtsverständnis der Deutschen prägen, nehmen die Versuche zu, die Geschichte zu relativieren, Täter zu Opfern zu machen und Antifaschisten als Urheber allen Übels zu diskreditieren.
Aber es gilt: Je konkreter der Blick auf geschichtliche Ereignisse gerät, desto weniger vermögen so gezeichnete Zerrbilder zu überzeugen. Auch aus dem Aneinanderreihen konkret erhellter Ereignisse - kann eine Schau vom Teil hin zum Ganzen erwachsen ...
Heutige Rückschau muss mahnend und warnend geraten, sich gegen unkritisches Alltagsdenken und resignierendes Gewährlassen richten. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und auch neonazistischer Ungeist - sie drängen in die Mitte der Gesellschaft. Vieles davon ist dort bereits angekommen, begünstigt durch die Tatsache, dass totalitarismustheoretische Geschichts- und Gesellschaftsdeutungen seit 1989/90 eine neuerliche Renaissance und erhebliche Ausweitung erfahren, gipfelnd in der heute von konservativen Theoretikern oftmals bemühten Verkehrung der Horkheimer-These zu dem geschichtsrevisionistischen Diktum, dass derjenige, der nicht vom Kommunismus reden wolle, zum Faschismus zu schweigen habe ...
Auch gegen solche Deutungen verstehen sich die vorliegenden »Wortmeldungen« als notwendig zu artikulierende antifaschistische Wider-Worte!
Aus Manfred Weißbecker »Das Firmenschild: Nationaler Sozialismus. Der deutsche Faschismus und seine Partei« (PapyRossa, 218 S., br., 14,90 €).
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/216599.leseprobe.html