Der Spielfilm »Potomok Tschingis-Chana« (Sturm über Asien 1929, Pudowkin) lief bereits im Deutschland der 1920er Jahre und erzielte vor allem wegen seiner exzessiven Bildsprache einen großen Erfolg. Wie ein ethnographisches Märchen erzählt er von der Menschwerdung eines Exoten: Ein junger Mongole wird betrogen, wehrt sich, gerät zwischen alle Kampfparteien und überlebt dank eines rätselhaften Papiers. Er kämpft, tötet, wird Revolutionär.
Die fremde Weite der Wüstenlandschaft und das Leben der Einheimischen weisen über die bloße Illustration hinaus und erhalten eine dramaturgische Bedeutung, die durch die ferne Exotik weiter mit Geheimnissen aufgeladen wird. Von dem Hauptdarsteller geht ein großer Reiz aus, da er die seltsamen Wendungen der Story mit Temperament und Treuherzigkeit durchsteht. Berühmt wurde das stürmische, wütende Finale: In einem riesigen Sturmwirbel von Natur und Mensch werden die Akteure geradezu aufgesogen und verschwinden.
Auch die Komödie »Dewuschka s korobkoi« (Das Mädchen mit der Hutschachtel, 1927, Barnet) hatte vor 1933 in Deutschland großen Erfolg. - Die junge, hübsche Putzmacherin Natascha pendelt täglich zwischen einem Vorort und Moskau. Als nominelle Untermieterin bei ihrer kleinbürgerlichen Chefin geht sie eine Scheinehe mit einem Studenten ein (der damit Wohnrecht erhält), bekommt als Abfindung ein Lotterielos, um das sich schnell viele streiten. Eine rasant inszenierte, lyrische Komödie über zwei junge Leute in der Hauptstadt, die ihr kleines Glück suchen. Wie nebenbei erfasst der Film auch die nachrevolutionären, befremdlichen Lebensumstände in Moskaus Alltag.
Der Film war ein Auftrag an das Studio, um die seinerzeit neugegründete staatliche Lotterie zu bewerben. Der große Erfolg brachte dem Studio opulente Einnahmen ein und dem Regisseur den Ruf eines Meisters der Komödie.
● Heute im Cinemaxx 8: »Potomok Tschingis-Chana«, 16 Uhr; »Dewuschka s korobkoi«, 19 Uhr
● Wiederholung: »Potomok Tschingis-Chana«: Mi, 15.2., 21 Uhr, Zeughauskino; »Dewuschka s korobkoi«: So, 19.2., 13.30 Uhr, Zeughauskino
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/218019.retrospektive-tagebuch.html