Im Schlager wird über die Welt, wie sie ist, jener Sieg errungen, der im realen Lauf der Dinge fast nie gelingt. Im Schlager ist noch der Schmerz ein Paradies, in dem sich herrlich tanzen lässt. Der Schlager versöhnt für die Dauer seiner wenigen Strophen mit der Versehrtheit unseres Träumens und Sehnens und Hoffens: Man kann sich das Leben schön singen, bis wirklich nur Glück den Ton angibt. Chris Doerk (nd-Foto: Tobias Riegel) war eine besondere Sängerin dieses Vermögens.
Die 1942 im ostpreußischen Königsberg Geborene hat, jahrelang an der Seite von Frank Schöbel, den »Heißen Sommer« zur DDR-Ganzjahressaison erhoben. Sie hatte nur eine einzige Bitte: »Lieb mich so, wie dein Herz es mag. Sie wollte: »Was erleben!«, also rief sie zu Nachtverschönerung auf: »Häng den Mond in die Bäume!« Ihrer heiteren, stupsnäsigen Glaubwürdigkeit gelang auch die stille, politisch grundierte Stimmungslage: »Die Rose von Chile«.
Über das Erich-Weinert-Ensemble der NVA war die Gebrauchswerberin zur Sängern an der Seite Schöbels geworden. Leben in der Traumpaarzeit. Doerk, das war eine fast durchgehende Beschwingtheit, darin sich noch die Melancholie als vergnügte Seele entpuppte. Ab Mitte der 1970er Jahre dann der Rückzug, Chris Doeerk arbeitete als Fotografin und Malerin. Der Schlager besiegt die Welt, wie sie ist, aber nicht die Zeit.
Heute wird Chris Doerk 70 Jahre alt. hds
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/219379.heisser-sommer.html