nd-aktuell.de / 29.02.2012 / Politik / Seite 4

Hintergrund

David Gill / Der Vertraute von Joachim Gauck soll Chef des Bundespräsidialamtes werden

Aert van Riel

Das Rampenlicht hat David Gill stets anderen überlassen. Er wirkt lieber im Hintergrund. So etwa im Jahr 1990, als der gerade erst 24-Jährige sein Studium der Evangelischen Theologie nach drei Semestern abbrach und Sekretär des Ausschusses der Volkskammer wurde, der die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit überwachte. In dieser Zeit lernte Gill Joachim Gauck kennen. Gemeinsam errichteten sie die Stasiunterlagenbehörde. Gill wurde Gaucks erster Pressesprecher.

Nun ist der Sachse erneut Berater des aussichtsreichen Bundespräsidentenkandidaten. Mehrere Medien berichteten unter Berufung auf Gaucks Umgebung, dass er bei einer Wahl Gaucks als Chef des Bundespräsidialamtes vorgesehen sei. Gill wollte sich hierzu bisher nicht äußern. Offiziell ist er derzeit Stellvertreter des Bevollmächtigten des EKD-Rates bei der Bundesregierung und der Europäischen Union, also ein Kirchendiplomat. Zuvor war Gill, der in den USA Jura studiert hat, Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums und später beim Berliner Datenschutzbeauftragten.

Nun arbeitet Gill vor allem für Gauck. Der evangelische Theologe hat mit seinem Team vorübergehend ein Büro im Katholischen Zentrum in Berlin-Mitte eingerichtet. Dort werden von Gauck, Gill und zwei weiteren Mitarbeitern Auftritte und Interviews für die kommenden Wochen bis zur Bundespräsidentenwahl am 18. März geplant.

Ebenso wie Gauck war auch Gill als DDR-Bürger stark von der Evangelischen Kirche geprägt. Aufgewachsen ist er in Herrnhut, nahe der Grenze zu Polen und der damaligen Tschechoslowakei, mit sechs Geschwistern als Sohn des Bischofs der Herrnhuter Brüdergemeine Theodor Gill. Schon als Jugendlicher war ihm die Bedeutung christlicher Symbole in einem sozialistischen Staat bewusst. So erinnerte er sich kürzlich in einer Sendung im rbb an die Adventszeit: »In ganz Herrnhut hingen überall Sterne, sogar in der sozialistischen Schule, das war ein kleiner Sieg! Leute, die sich so einen Stern ins Haus hingen, waren meistens Leute, die was mit der Kirche zu tun hatten Da wusste man, aha da wohnt einer, der so denkt wie du.«