Weltberühmt wurde Summer 1975 mit dem lasziven 17-Minuten-Disco-Song »Love To Love You Baby« - einem »Marathon der Orgasmen« (»Time«). Jemand hat mitgezählt: 22 Orgasmen hat die Sängerin in dem Song imitiert. Ihre Musik verband Schwarze und Weiße, Schwule und Heteros. Sie verkaufte 120 Millionen Platten, hatte unzählige Nummer-Eins-Hits und gewann fünf Mal den Grammy. Am Donnerstag ist die frühere amerikanische Disco-Queen Donna Summer im Alter von 63 Jahren in Naples (Florida) an Lungenkrebs gestorben.
Die Afroamerikanerin LaDonna Adrian Gaines wurde 1948 in Boston (Massachusetts) geboren und war eines von sieben Kindern strenggläubiger Eltern. Jahrelang sang sie im Gospel-Chor, bald auch als Solistin, formte als Teenager kurzzeitig eine Rockband. Nach Beendigung der Schule ging sie nach New York, wurde dann Mitglied im Münchner Ensemble des Rock-Musicals »Hair«. In der Bundesrepublik Deutschland sang sie in weiteren Musicals und als Background-Sängerin verschiedener Bands. Dabei wurde sie von den Produzenten Giorgio Moroder und Pete Bellotte als Popsängerin entdeckt. Eine fruchtbare Zusammenarbeit begann. Nach der Hochzeit mit dem österreichischen Schauspieler Helmuth Sommer änderte sie ihren Nachnamen.
1974 erschien Summers Debütalbum »Lady Of The Night«, 1975 kam mit »Love To Love You Baby« der Durchbruch. Nachdem sie 1976 zurück in die USA gegangen war, veröffentlichte sie das Disco-Album »I Remember Yesterday« mit dem riesigen Hit »I Feel Love«. Der britische »Melody Maker« dazu: »Astreine Brillanz, ultramoderne Musik, die sich glatt neben Brian Eno, Kraftwerk und David Bowie behaupten kann.« Auch die Alben »Live and More« (1978) und »Bad Girls« (1979) schlugen ein. Doch bald probierte sich Summer an Anspruchsvollerem als Disco, beispielsweise an einem Duett mit Barbra Streisand.
Später versuchte Produzent Quincy Jones, Summer zu einem schwarzen Rhythm & Rock-Star umzumodeln - ohne Erfolg. Dafür wandelte Summer sich selbst: Nach Depressionen und einem Selbstmordversuch wurde sie eine »Neugeborene Christin« (und machte bei einigen Konzerten homophobe Bemerkungen; sie gab aber auch Benefiz-Konzerte für AIDS-Kranke, unter denen viele homosexuell waren). Ihr 1983 veröffentlichter Song »She Works Hard For The Money« wurde eine Hymne der Frauenbewegung. Und mit »Let There Be Peace« bezog sie 1991 Stellung gegen den Golfkrieg der USA. Nach langen 17 Jahren veröffentlichte Summer, Mutter von drei Töchtern, 2008 mit »Crayons« wieder ein Studioalbum - es sollte ihr letztes sein.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/227225.disco-queen.html