nd-aktuell.de / 21.09.2012 / Sport / Seite 19

Deutscher Meister zu verkaufen

Die Eishockeyklubs Eisbären Berlin und Hamburg Freezers stehen vor einem Eignerwechsel

Manfred Hönel
Sind die fetten Jahre der Berliner Eisbären vorbei? Zwei Niederlagen zum Saisonstart folgte nun die Nachricht des bevorstehenden Verkaufs des Eigners, der Anschutz Entertainment Group. In Berlin bleibt man optimistisch, dass sich am Erfolgsmodell trotzdem nichts ändert.

Bei den Eisbären verlief das gestrige Training scheinbar normal. Don Jackson scheuchte die Profis über das Eis, doch Irgendwie war es anders als sonst. Nicht nur, weil der Deutsche Meister derzeit ganz ungewohnt an der letzten Tabellenposition steht. Multimilliardär Philip Anschutz ließ zudem seinen Geschäftsführer Tim Leiweke überraschend verkünden, dass die Anschutz Entertainment Group (AEG) zum Verkauf steht. Zum Unternehmen gehören neben den Hamburg Freezers auch die Berliner Eisbären und die Arena am Ostbahnhof in der Hauptstadt.

Peter-John Lee, Manager der Eisbären, versuchte, trotzdem Gelassenheit zu demonstrieren: »Im Moment ändert sich nichts. Wir trainieren und spielen normal weiter. Sollte Anschutz einen Käufer finden, bleibt bei den Eisbären trotzdem alles wie bisher, dafür wird Herr Anschutz sorgen.« Dabei lehrt die Erfahrung, dass Verkäufe oft Personalabbau und Umstrukturierungen mit sich bringen.

Bei den Fans gilt Anschutz als großer Retter. Er beglich etwa 16 Millionen DM Schulden, als er die Eisbären 1999 kaufte. Es folgten sechs Meistertitel. Das Team zog vom viel zu kleinen Wellblechpalast in Anschutz' eigene neue Multifunktionsarena.

Das Sportherz des Milliardärs mag an den Männern im Eisbärentrikot hängen. In erster Linie ist der US-Amerikaner aber Geschäftsmann. Seine AEG besitzt den Stanley-Cup-Gewinner Los Angeles Kings, den Fußballklub L.A. Galaxy mit Starspieler David Beckham und zahlreiche Teams sowie Sportarenen in der ganzen Welt. Mit fast 73 Jahren will sich Anschutz nun eventuell von seinen Sportgeschäften trennen. Andererseits soll er auch den Bau eines riesigen Multifunktionsstadions in Los Angeles planen. Dafür benötigt er offenbar frisches Geld, das der AEG-Deal einbringen könnte.

Ein eventueller Käufer muss allerdings gut bei Kasse sein, denn der Preis für das Unternehmen wird auf 7,5 Milliarden Dollar geschätzt. Tim Leiweke tritt deshalb gleich als Makler auf, wenn er wirbt: »Unsere Immobilien und Sportteams stehen erst am Anfang einer Expansion. Der neue Eigner besitzt die historische Chance, von den durch die AEG aufgebauten Strategien zu profitieren.«

Lässt sich jedoch kein Big Player wie Anschutz finden, könnte die Gruppe auch zerschlagen und die einzelnen Arenen und Teams getrennt verkauft werden. »Spekulationen«, tut Peter-John Lee solche Gedanken ab. Er konzentriere sich lieber auf die heutige Partie gegen Düsseldorf. Herrn Anschutz wird es freuen. Meistertitel erhöhen den Verkaufspreis.