Das Band ist kein Band, sondern eine Skulptur, und es ist auch nicht grün. Und der Scheck ist kein Wechsel, sondern eine überdimensionale symbolische Nachbildung mit der Ziffer 10 000 DM. Die allerdings sind echt. Skulptur und Scheck wurden am Mittwoch in einer Feierstunde im Bootshaus von Motor Hennigsdorf an die Abteilung Rudern überreich^;.
Die Hennigsdorfer sind einer von 15 ostdeutschen Vereinen die das „Grüne Band“ der Dresdner Bank mit der dazugehörigen Prämie für vorbildliche Talentförderung erhielten. Ruderchef Wolfgang Lehmphul kommt das Geld gerade recht. „Wir werden natürlich im Vorstand beraten, wie wir es am sinnvollsten anlegen, aber wir benötigen dringend moderne Kohlefaserblätter und auch Ruderergo^ meter.“ Klar, daß der Mann, der seit 1950 alle Höhen und Tiefen der Sektion Rudern durchlebte, stolz ist auf die Auszeichnung. „Das fördert unser Ansehen un“d unsere Ausstrahlung.“
Rudern war in Hennigsdorf stets ein Aktivposten. Bei den letzten DDR-Meisterschaften 1990 war der Motor-Verein im Nachwuchs mit sechs Titeln der erfolgreichste und erhöhte sein Titelkonto auf insgesamt 54. Dieses Jahr gingen fünf Boote aus dem Berliner Vorort bei den Titelkämpfen in Hamburg an den Start. Bronze gab's für Andreas Göckeritz, Oliver Faul und Andre Feyerabend im gesteuerten Junioren-Zweier.
Der Leiter und Trainer der Ruderabteilung, Wolfgang Lehmphul,
hat 120 Mitglieder unter seinen Fittichen, davon über die Hälfte Kinder und Jugendliche. „Früher waren es noch knapp 50 mehr,“ erklärte er, „da hatten wir auch gut funktionierende Beziehungen zu den Schulen im Territorium. Die wollen wir nun erst wieder knüpfen.“ Aber das Problem sind die Übungsleiter. „Ohne solche Leute wie Manfred Elerik oder Werner Simanowski würde der Betrieb zusammenbrechen.“ Sich selbst, obwohl auch nicht einer der Jüngsten, erwähnte er garnicht. Doch er sagte. „Die Jugend strapaziert 'sich nicht mehr so, hat auch andere Interessen. Aber ein Übungsleiter, der muß der Erste und der Letzte sein, sonst geht nichts.“
Bei Motor Hennigsdorf geht es, auch dank der Unterstützung des Trägerbetriebes der einstigen BSG, dem LEW Hennigsdorf, dank- erträglicher Mitgliedsbeiträge - zwischen 2 (Kinder) und 8 DM (Erwachsene) - und einem großen Engagement gut voran, wie auch die Auszeichnung belegt. „Für viele Mitglieder war und ist unser Verein wie ein zweites Zuhause,“ so der sportliche Leiter der Abteilung Rudern, der Wert legt auf die Feststellung, daß auch früher schon, im Gegensatz zu oberflächlichen Behauptungen, viel für den Breitensport getan wurde. „Unsere Wanderruderer gehörten zu DDR-Zeiten so wie heute genauso dazu wie der leistungsorientierte Nachwuchs.“
WOLFGANG RICHTER
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/330095.gruenes-band-und-ein-riesenscheck.html