gen. Eine Partei, die an allen Schaltstellen der Politik, Ökonomie und Kultur saß, hatte jedoch auch vielfältige und subtile Möglichkeiten, direkten und indirekten Zwang auszuüben. Das „Kadergespräch“, dem junge Menschen nicht ausweichen konnten, weil sie in das System ihres Betriebes oder ihrer Schule eingebunden waren, war eine Möglichkeit unter vielen.' „Ihre Leistungen berechtigen zu den schönsten Hoffnungen! Sie werden für eine leitende Stelle vorgesehen! Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihren zukünftigen Platz in der Gesellschaft gemacht? Sie gehören doch zu uns! Auf solche Menschen wie Sie können wir nicht verzichten! Welche Vorbehalte haben Sie noch??“
Ein junger Mensch muß schon sehr verstockt sein, wenn er auf solches Werben - immer von neuem wiederholt - lange mit Nein antworten kann. Eines Tages wird er weich. Und die leitende Stelle winkt. Ist das Zwang? Nachträglich kann man natürlich sagen: er hätte es nicht tun müssen. Er wäre nicht gehenkt worden, in keinem Arbeitslager verschwunden. Höchstens ein paar Gehaltsgruppen tiefer als der schnelle Genosse aus dem gleichen Jahrgang wäre er angesiedelt worden. So ist es den Genossen aus Rostock-Toitenwinkel . sicherlich nicht ergangen. Aber argumentieren Sie bitte nicht so! Zuviele andere Erfahrungen in unserem Lande stehen dagegen.
Wolfgang Theilig, Zeulenroda, 6570
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/336263.dietmar-rietz.html