nd-aktuell.de / 29.02.1992 / Sport / Seite 8

BDR kontert Ewald

Berlin (ND). Kurz nachdem die Olympia .GmbH ihr... finanzielles. Engagement für die Friedensfahrt' bekundete, wurden aus einer bestimmten Ecke Pfeile verschossen. Hein-Detlef Ewald, ehemaliger Präsident des (West)-Berliner Radsportverbandes und Mitglied des Abgeordnetenhauses, attackierte den „ Sinneswandel“ des Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer, Werner Gönner aus München, der sich für die Friedensfahrt stark machte.

In einer von prosport presse service (pps) am Donnerstag verbreiteten Stellungnahme des BDR-Präsidiums heißt es unter anderem: „Das Präsidium denkt bei der Friedensfahrt weniger an Vergangenheitsbewältigung, sondern einzig und allein an die sportliche Seite dieses über Jahre hinweg bedeutendsten Rennens für Amateure. Der Rückzug des BDR aus der Organisation der Friedensfahrt 1992 im Dezember vergangenen Jahres erfolgte einzig und allein aus Gründen ungesicherter Finanzierung. Gespräche über eine Finanzierung der Friedensfahrt 1992 fanden seit August 1991 statt. Die Frage.. .von Hein-Detlef Ewald, welcher Sinneswandel bei BDR-Präsident Werner Göhner eingetreten sei, daß er sich jetzt für die Friedensfahrt stark macht, stellt sich also nicht. Ewald spricht mit seiner Kritik offensichtlich mehr als Politiker denn als Kenner der Sportszene.“

Inzwischen hat die Berliner Olympia GmbH ihr Engagement für die Friedensfahrt, die am 8. Mai

mit einem Prolog auf dem Kurfürsteridamm beginnt, bekräftigt. Gegenüber dpa erklärte Reinhard Heintzmann von der Presseabteilung der Olympia GmbH: „Es handelt sich bei diesem Rennen um eine traditionsreiche Veranstaltung. Bei dieser länderübergreifenden Amateur-Rundfahrt kann die Chance genutzt werden, auch in Polen und der CSFR den Gedanken der Berliner Olympiabewerbung zu präsentieren und zu transportieren. Außerdem hat auch der Internationale Radsportverband UCI sein Interesse am Weiterbestehen der Fahrt geäußert.“ Er stufte die Friedensfahrt auch 1992 in die höchste Kategorie internationaler Rundfahrten ein. Das Rennen wird als eins von zehn Weltcup-Veranstaltungen ausgeschrieben.

Heintzmann nahm auch zu Vorwürfen des Präsidenten des Berliner Radsport-Verbandes, Gerhard Passow, Stellung, der in einigen Medien der GmbH vorwarf, sie solle lieber die internationale Vier-Etappen-Fahrt, die am 27. Mai zum 40. Male in Berlin gestartet wird, unterstützen als die von den „stalinistischen Regimes“ mißbrauchte Friedensfahrt. Heintzmann wies darauf hin, daß die Unterstützung durch die Olympia GmbH sich lediglich auf die drei Tage in Berlin bezieht. „Was die Vier-Etappen-Fahrt angeht, so ist das ietzte Wort noch gar nicht gesprochen. Auch hier werden wir eine Lösung finden. Die entscheidenden Gespräche mit den Verantwortlichen sind noch nicht abgeschlossen.“