Köln (ND/dpa). Toni Schumacher verabschiedete sich mit einer der von ihm gehaßten Niederlagen. Für die deutsche Nationalmannschaft wurde die Benefiz-Partie nur zu einer verschärften Trainingseinheit. Doch trotz des 2:0-Erfolgs der DFB-Auswahl (Tore Kirsten und Völler), in der Vogts insgesamt 20 EM-Kandidaten testete, war Schumacher der umjubelte Mann eines gelungenen Fußball-Abends. Mehr als 50 000 Zuschauer im Kölner Stadion bereiteten dem 76fachen Nationaltorwart eine grandiose Abschiedsgala.
Selbst Pannen konnten den positiven Eindruck der Begegnung nicht trüben. In der 50. Minute dröhnte ein lauter Knall durch das Stadion, und die Hauptstromzufuhr fiel aus. Auch die Fernsehübertragung der ARD war von diesem Mißgeschick betroffen. Schumacher. „Ich dachte, jetzt kommt ein großer Spot, und ich kann die Ehrenrunde laufen“, gestand er. Schon bei einem seiner zwei Abschiedsspiele in der Türkei war das Licht ausgefallen.
Doch Schumacher, der in seiner Laufbahn für Köln, Schalke, Bayern München und Fenerbahce
Istanbul spielte, zeigte sich als Meister der Improvisation. Er beendete seine Karriere wenige Minuten eher als geplant und verließ das Feld während der Zwangspause exakt um 21.20 Uhr. „Ihr seid 20 Jahre ein Superpublikum gewesen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken“, rief der „Kölsche Tünn“ seinen Fans und der zahlreichen Prominenz auf den Tribünen zu.
Und dann erreichte der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg haltende Schumacher etwas, was vor ihm noch keinem gelang. Er trat dem wieder einmal ständig ausgepfiffenen Stefan Effenberg mit diesem Appell zur Seite: „Ich finde es nicht in Ordnung, daß Stefan Effenberg hier mit Arschloch begrüßt und ausgepfiffen wird. Toni Schumacher hat keine Arschlöcher eingeladen.“ Die Fans gehorchten und beklatschten fortan jede Aktion des zuvor Gescholtenen.
Auch das gehört zu Schumacher. Er spendete mehrere Hunderttausend Mark der rund 1,5 Mio Bruttoeinnahme für eine Elterninitiative krebskranker Kölner Kinder. Keine Rolle mehr spielte bei der Abschiedsfeier jenes rüde Foul von
Schumacher gegen den Franzosen Battiston im WM-Halbfinalspiel 1982, das in der ganzen Welt Empörung hervorrief. Erst spät gab es zwischen den beiden so etwas wie eine Versöhnung.
Hier ein paar Schumacher-Antworten auf viele in den letzten Tagen gestellte Fragen.
Wieso ist eigentlich Schluß?
Weil es keinen Trainer gibt, der sagt, Du brauchst nur einmal am Tag zu trainieren.
Was waren die Höhepunkte, wo lagen die Tiefpunkte?
Der Gewinn der Europameisterschaft 1980 mit einer damals jungen und unverdorbenen Mannschaft mit Schuster, Hansi Müller, Kalle Rummenigge, Charlie Förster und Briegel war das Größte. Der persönliche Erfolg, zweimal zum Fußballer des Jahres gewählt worden zu sein, bedeutet mir auch viel. Tiefpunkte waren immer die schweren Verletzungen. ,
Sie haben in Köln, Schalke, Istanbul und München gespielt. Was bedeuten Ihnen die einzelnen Stationen?
Die fast 15 Jahre in Köln waren die schönste Zeit. Schalke war keineswegs ein verlorenes Jahr, wie
viele sagen. Und die Türkei war ein großes Erlebnis für mich. Dort bin ich fanatisch gefeiert worden. Die acht Spiele für den FC Bayern waren die absolute Sahnekrone auf meine Laufbahn.
Sie waren oft umstritten, aber Ihre Popularität hat darunter nie gelitten. Warum sind Sie so beliebt?
Die Leute haben mich nie vergessen. Die Zuneigung ist gewachsen. Ich habe den Spieler verkörpert, der eigentlich selber Fan war und früher in Köln mit der Fahne in der Südkurve stand. Die Fans sagen, da spielt kein Profi, da spielt einer von uns.
Welche Vorbilder hatten Sie?
Mein Torwart-Vorbild war Sepp Maier. Ivan Lendl war ein Vorbild* weil er zwölfmal versucht hat, Wimbledon zu gewinnen. Er ist gescheitert, obwohl er lange Zeit der Beste der Welt war.
Kehren Sie noch einmal in die Bundesliga zurück?
Irgendwann wird das Thema sein. Als Manager eines Vereines mit einem guten Konzept oder, wie ich schon vor Jahren sagte, als erster bezahlter Präsident des 1. FC Köln.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/353947.die-fans-sagten-da-spielt-einer-von-uns.html