nd-aktuell.de / 07.08.2003 / Politik

Die MP7 ist auch »wundballistisch« besser

Heckler&Koch will am nächsten Krieg verdienen

René Heilig
Rasch war Irak niedergerungen. Ähnlich simpel hatte man sich im Pentagon die Befriedung des Landes vorgestellt. Doch US-Soldaten geraten immer wieder in Hinterhalte. Die Truppe ist verwundbar - auch, weil sie nicht über die richtigen Waffen verfügt. Das behauptet Marc Roth, Projektleiter bei der deutschen Waffenfirma Heckler&Koch. Roth analysiert die Schusswechsel zwischen Freischärlern und US-Logistik-Einheiten. Er kommt zu der Erkenntnis, dass die US-Standard-Maschinenpistole M4 - sie wurde für Spezialeinheiten sowie rückwärtige Dienste aus dem Sturmgewehr M16 abgeleitet (Foto: Reuters) - zu unhandlich ist. Zitat aus »Soldat und Technik«: »Das M4 erwies sich für den Einsatz aus Fahrzeugen als zu sperrig, insbesondere wenn eine Änderung der Schussrichtung in der Fahrerkabine erforderlich wurde. Außerdem ist es... selbst auf kürzeste Entfernung kaum möglich, die Waffe kontrolliert einhändig abzufeuern.« Und das sei wichtig, schließlich brauche man die andere Hand, um das Lenkrand so geschickt zu drehen, dass man eiligst das Weite findet. Gleichfalls ungeeignet für derartige Kämpfe sei die US-Standard-Pistole M9. Unter anderem deshalb, weil sie sich »wundballistisch als unzureichend« erweist. »Wundballistisch«, dieser verschleiernde Begriff taucht mehrmals bei dem Heckler&Koch-Mann auf - insbesondere dann, wenn er die effektiveren Eigenschaften seines »Geräts« anpreist. Die MP7 (Foto unten) und deren Munition hat eine weitaus bessere »Mann-Stop-Wirkung«, denn vergleichbare US-Munition gibt »bei der Durchdringung eines menschlichen Weichzieles (ohne Knochenbeteiligung) nur rund 30% ihrer Energie ab«. Die Sprache der Technik bietet perfide Möglichkeiten, Verstümmeln und Morden nicht beim Namen zu nennen. Zugleich jedoch sind die Erfinder von Heckler&Koch rührend um alle Erwerber ihrer MP7 besorgt. Man kann die Maschinenpistole »selbst in geschlossenen Räumen ohne Gehörschutz« abfeuern, der Schütze erleidet kein »Knalltrauma« und behält »seine volle akustische Wahrnehmungsfähigkeit«. Und dabei muss man nicht einmal den Schalldämpfer (Made in Switzerland) oder eines der anderen hinterlistigen Zusatzinstrumente aufsetzen. Natürlich ist das, was Roth aufgeschrieben hat, eine einzige Werbenummer für das jüngste Killer-Instrument von Heckler&Koch. Man hat einen Ruf zu verlieren. Der wurde mit dem G3 Gewehr begründet, das nicht nur in der NATO Verbreitung fand. In Türkei produzierte man das Sturmgewehr in Lizenz, manch Kindersoldat in Afrika schleppt so einen Schießprügel. Die MP5 ist besonders bei Spezialeinheiten - auch bei den US-Special Forces - in Gebrauch. Nun soll die MP7 an den Verkaufserfolg anknüpfen. Wie gewaltig die Stückzahlen sein könnten, leitet sich aus dem aktuellen Verhältnis zwischen kämpfender Truppe (für die die MP7 weniger von Interesse ist) und der Logistik-Truppe ab. Auf einen Frontsoldaten kommen fünf Nachschubkameraden. Rechnet man Piloten, Spezialisten und Stäbe hinzu, könnte der nächste Krieg traumhafte Gewinne abwerfen. Dass man aber nicht nur mit vergleichsweise harmlosen Handfeuerwaffen am großen Morden beteiligt sein kann, zeigt die Kooperation deutscher Luftfahrtfirmen an der Entwicklung unbemannter Flugkörper. Bislang hat man nur Prototypen getestet, doch bald werden solche Drohnen den Tod in jeden Winkel der Erde tragen können.