nd-aktuell.de / 08.01.1993 / Wissen / Seite 14

Von WOLFGANG REISCHOCK

henbleiben bei den Hochschulen? Gymnasien und Realschulen beispielsweise kosten auch Geld - und früher, bevor die Sozis mit ihren schnöden Forderungen auftraten und die Realsozialisten mit ihrer Mißwirklichkeit schlechte Vorbilder schufen, mußte da auch Schulgeld gezahlt werden.

Daß der Staat sich aus seiner Verantwortung entläßt und für die Sicherung elementarer Menschenrechte und sozialer Verpflichtungen nicht

mehr zuständig hält, erklärt sich aus dessen eigenem Wesen; denn schließlich ist er nicht für alle gleichermaßen da (es sei denn, beim Kassieren). Auf der anderen Seite muß man anerkennen, daß Leistungen, die für so unproduktive Bereiche wie Wohnen, Gesundheit oder Bildung erbracht werden, auch Geld kosten.

Doch woher nehmen? Aus dem Staatssäckel natürlich. Zu dessen regelmäßiger Auffüllung tragen alle bei - am

meisten freilich die sogenannten mittleren und unteren Sozialschichten, welche die gro-ße Mehrheit der Bevölkerung stellen. Bedient werden andererseits bei allgemeiner Schulgeldfreiheit alle gleicherma-ßen - ob „Unterschicht“-, ob „Oberschicht“-Kind -, so daß die Bildungsbedürfnisse des Millionärstöchterchens und des Unternehmersohns auf diese Weise von der Mehrheit der weniger gut Situierten und sogar von den Armen mitfinanziert werden.

Dem wäre in einer Gesellschaft, die durch soziale Ungleichheit geprägt ist, nur abzuhelfen, wenn die Kosten der Bildung ungleich verteilt würden. Warum sollte nicht Leuten, denen auch 3 000 DM und mehr pro Semester ein Klacks wären, soziale Verantwortung abverlangt werden: daß sie durch entsprechende finanzielle Leistung nicht nur sich selbst, sondern auch den übrigen zwei Dritteln des Volkes zu ihrem Recht auf Bildung verhelfen?

Diese Frage freilich - die Frage nach der Verteilung des Reichtums (der allemal durch Arbeit geschaffen wird) stellt sich nicht nur in Bezug auf das Bildungswesen.