nd-aktuell.de / 12.02.1993 / Sport / Seite 15

Petra Schaaf erweiterte ihre Titelsammlung

Weitmeisterin Petra Schaaf jubelnd im Ziel

Telefoto: AP

Die „WM-Spezialistin“ Petra Schaaf schlug wieder zu: Die 24 Jahre alte Nordhessin, die erst ein Weltcup-Rennen siegreich beendete, gewann bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im bulgarischen Borowez bereits den fünften Titel ihrer Laufbahn. Für die Skijäger des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) war es nach dem Männer-Gold im Mannschafts-Wettbewerb bereits der zweite Titel.

Während die Lebensgefährtin von Langlauf-As Jochen Behle mit einer sehr starken Leistung sowohl beim Schie-ßen als auch im Laufen imponierte, gingen ihre männlichen DSV-Kollegen leer aus. Mit nur einem Schießfehler und der Zeit von 53:05,4 Minuten verwies der 31jährige Andreas Zingerle aus Italien die beiden Russen Sergej Tarassow und Sergej Tschepikow auf die weiteren Ränge, Ricco Groß wurde Sechster: „Ich habe wieder einmal am Schießstand eine Medaille vergeben.“

Doppel-Olympiasieger Mark Kirchner landete nach drei Schießfehlern weit hinten im geschlagenen Feld. „Nicht jeden Tag läuft es so gut wie bei Olympia“, kommentierte der Thüringer sein Abschneiden.

Im deutschen Lager konzentrierte sich jedoch alles auf Petra Schaaf, die nur wenige Stunden zuvor mit nur einer

Strafmmute m 50:32,9 Minuten vor der Kanadierin Myriam Bedard und der Weißrussin Swetlana Paramuehina den Titel über 15 km gewonnen hatte.

Nach dem vierten und letzten Schießen im Stehendanschlag lag Myriam Bedard noch 0,4 Sekunden vor der Deutschen, die auf der Schlußrunde aber 15 Sekunden gutmachen konnte. Vollkommen ausgepumpt fiel die Willingerin nach dem Zieleinlauf in den Schnee. „Mir wurde schwarz vor den Augen. Ich bin zuletzt gelaufen, was ich konnte. Ich sagte mir, egal wie du aussiehst, wenn du. ankommst, du mußt es schaffen“, sagte Petra Schaaf, nachdem sie sich wieder erholt hat. Und dabei liefen ihr die Freudentränen über das Gesicht.

Die mitfavorisierten Olympiasiegerinnen Antje Misersky (29.) aus Oberhof und Anfissa Reszowa (11.) aus Rußland leisteten sich am Schießstand sechs beziehungsweise sieben Fehler und fielen dadurch weit zurück. Zweitbeste Deutsche war Uschi Disl (Mosham) auf dem achten Platz. Simone Greiner-Petter-Memm aus Oberhof zeigte beim Schießen eine solide Leistung, konnte aber läuferisch nicht mithalten und kam auf den 41. Platz unter insgesamt, 75 Starterinnen.

“Diesem Titel bin ich elf Jahre hinterher gelaufen“, sagte „Dauerbrenner“ Zingerle zu seiner ersten Goldmedaille. Im Training sei er zuletzt immer weit hinter seinen Mannschaftskollegen gewesen. Aus gutem Grund: „Ich habe nämlich erst vor kurzem geheiratet.“

Damen, 15 km: 1. Schaaf (Willingen) 50:32,9 Minuten (einschließlich 1 Strafmmute), 2. Bedard (Kan) 50:47,6 (1), 3. Paramygina (Weißruß) 52:16,6 (3), 4. Aalto (Fin) 53:09,7 (2), 5. Burlet (Fra) 53:10,4 (2), 6. Hakova (Tsch.) 53:26,7 (4). 8. Disl (Moosham) 53:37,6 (4), 29. Misersky (Oberhof) 56:22,0 (6), 41. Greiner-Petter-Memm (Oberhof) 58:05,8.

Männer, 20 km: 1. Zingerle (Ita) 53:05,4 (1 Strafmmute), 2. Tarassow (Ruß) 53:49,9 (2), 3. Tschepikow (Ruß) 54:38,2 (1), 4. Kvalfoss (Nor) 55:28,6 (3), 5. Gredler (Ost) 55:36,9 (4), 6. Gross (Ruhpolding) 55:41,4 (2). 10. Luck (Oberhol) 56:08,3 (3), 20. Kirchner (Oberhof) 57:10,6 (3), 33. Steinigen (Ruhpolding) 58:05,2 (4).

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