nd-aktuell.de / 02.04.1993 / Politik / Seite 15

So ein Schwachsinn

Seit 1981 ist Lothar Tischendorf Trainer beim SC DHfK Leipzig. Er opferte in all den Jahren viel Zeit, um jungen Sportlern das Werfer-Abc beizubringen. Seine Trainerlaufbahn wurde 1988 durch den Olympiasieg von Martina Hellmann im Diskuswurf gekrönt.

In seiner derzeitigen Trainingsgruppe sind vier Bundeskader aktiv Vier seiner Werfer nahmen an den Sachsen-Hallenmeisterschaften teil und errangen fünf Goldmedaillen. Dank der fachlichen Qualifikation von Lothar Tischendorf, seines Geschicks und Einfühlungsvermögens treiben die Jugendlichen Sport mit Freude und Ausdauer.

Bis zum 31. März durfte Lothar Tischendorf noch als ABM-Rehabilitationstrainer arbeiten. In den letzten zwei Jahren betreute er mit zwei weiteren Trainern als Sporttherapeut wöchentlich ca. 100 Rehabilitanten. Die gesundheitlichen Schäden der „Sportler auf Rezept“ reichen von Querschnittslähmungen bis zu leichten Wirbelsäulenschäden. Einige können durch die wirkungsvollen Übungen sogar ohne Medizin auskommen, andere gar betreiben Leistungssport und bereiten sich auf Wettkämpfe vor.

Doch all das fand ab 1. April ein jähes Ende, denn es wird weder eine Verlängerung der ABM-Stelle noch eine Einstellung als Trainer geben. Für Tischendorf würde die Verlängerung der ABM-Stelle um ein Jahr die Neueinstellung und für alle Sportler eine qualifizierte Betreuung bedeuten. Ab 1. April sind die Rehabilitanten, Leistungsund Versehrtensportler sich selbst überlassen.

Wo bleibt der öffentliche Protest für den Erhalt des Rehabilitationsproj ektes durch die Krankenkassen und Ärzte, die um das Wohl der Patienten besorgt sind?

Wo bleibt die Unterstützung des Kultusministeriums für den Erhalt sinnvoller Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen?

Wo bleibt die Unterstützung des NOK für Leipzigs Olympiastützpunkt?

Nützt es der Olympiade im Jahre 2000 in Berlin, wenn erfolgreiche Trainer entlassen und damit die Grundlagen für die Entwicklung des Nachwuchses zerstört werden?

Vielleicht können die genannten Institutionen diesen Schwachsinn erklären. Roswitha und Günter Sack,

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