WALTRAUD BAER
Der Öko-Waschsalon ist mehr Tarnung, auch wenn er durchaus als Modell für umweltbewußte Wäsche ' herhalten kann und schon daher seine Existenzberechtigung hätte.
Das Besondere in dem neu eröffneten Center am Arkonaplatz 1 in Mitte ist aber das Hinterzimmer. Ein gemütlicher Raum mit Bildern von Zille mit Wasch- und änderen Weibern an der Wand, pink-schwarzen Klappstühlen und Gardinen, die Sonnenstrahlen nicht abhalten. Wie gemacht für Plauderstündchen während der Wäsche oder einfach so.
Betreut wird das Ganze von Waltraud Baer. „Huh, betreut“, schüttelt sie sich. Das Wort gefällt ihr nicht. Genausowenig wie die Bezeichnung Waschfrau - und eine Klementine ist sie wahrlich nicht. Weder, was deren hausbackene Ausstrahlung, noch was ihre eigene Motivation angeht. Schließlich geht's nicht nur um das Geld, das sie hier als ABM-Kraft verdient: „Es macht Spaß.“ Dafür bleibt sie dann, wie auch die anderen, oft länger, als sie muß.
Die anderen - das sind insgesamt noch zwölf Frauen und Männer, die im und um den Salon herum Alte betreuen und zur Selbsthilfe animinieren. „Die Leute
müssen mal aus dem Haus“, erklärt Waltraud Baer. Der Gang zum Waschsalon biete einen willkommenen Anlaß, Freunde zu treffen und neue Bekanntschaften zu schlie-ßen.
Foto: Robert Grahn Wie gerne sie selbst mit Menschen zu tun hat, hat die gelernte Schnittmeisterin erst gemerkt, als ihr Vater pflegebedürftig wurde. „Und die mögen mich auch“, lächelt sie und kriegt viele kleine Fältchen um die lustigen blauen Augen - wie bei Seelchen Maria Schell. Man muß sie einfach mögen. Auch, weil sie nichts von pädagogischen Experimenten hält. „Die Leute sollen selbst herausfinden, was sie wollen.“