nd-aktuell.de / 03.11.1993 / Politik / Seite 8

Harte Bedingungen für den Nachwuchs

Möglicherweise schlagen künftige Absolventen des an der Leipziger Universität „neugegründeten“ Fachbereiches Journalistik ja diesen dornigen Pfad wider alle ökonomische Zwängen einmal ein. Nach einer vierjährigen praxisintegrierten Ausbildung würden „wissenschaftlich und fachlich geschulte, kritisch reflektierende Jour-

nalisten die Alma mater verlassen, stellte Dr. Michael Haller, Ex-Spiegel-Redakteur und Veranstaltungsleiter der Medientage, das „Modell Leipzig“ vor. Besondere Kennzeichen: die Studenten müssen eineharte Aufnahmeprüfung bestehen, ein zweites Hauptfach belegen sowie ein neunmonatiges Volontärspraktikum absolvieren.

Ob die Absolventen dann eine Anstellung erhalten werden, ist natürlich ungewiß. Das hänge nicht unwesentlich von der künftigen konjunkturellen Entwicklung ab, so der Ausbildungsbeauftragte und stellvertretende Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Rainer Krüninger.

Bis dahin werden Volontäre wohl noch einige Zeit als „Konjunkturpuffer“ und billige Arbeitskräfte fungieren, wird der in West wie Ost geltende Ausbildungstarifvertrag - der leider nicht allgemeinverbindlich ist - häufig vernachlässigt, benannte Dr. Frauke Höbermann vom Bildungswerk des Deutschen Journalistenverbandes Probleme der praktischen Ausbildung. An Beteuerungen, diesen Zustand zu verändern, mangelte es anwesenden leitenden Journalisten und Verlegern nicht.