nd-aktuell.de / 07.04.1994 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Schwarzheide hat ausgeschlachtet

Im Konkurrenzkampf gegen das billige Federvieh aus Osteuropa unterlegen

Schwarzheide (dpa). Die Lausitz Geflügel GmbH in Schwarzheide steht nach hoffnungsvollem Beginn vor dem Aus. Bis Ende Mai sollen die Restbestände an Enten und Gänsen verkauft sein, teilte Betriebsleiter Artur Angres am Mittwoch mit. Seit dem letzten Schlachttag kurz vor Weihnachten lagerten noch 300 Tonnen Geflügel im Kühlraum des Betriebes, der zur Nordmark-Handelsgesellschaft gehört. Ende Mai ist auch der

letzte Arbeitstag für ein Dutzend Mitarbeiter, die von den ehemals rund 100 Beschäftigten übriggeblieben sind.

In Schwarzheide konnten täglich 5 000 Gänse oder 15 000 Enten geschlachtet werden, das sind etwa 20 Tonnen. Das Unternehmen, das im November 1991 aus einem traditionsreichen einheimischen Betrieb hervorging, ist seit dem 1. Januar stillgelegt. Als Ursache für das Scheitern nannte der Betriebsleiter den Preis-

verfall beim Federvieh. Die polnischen und ungarischen Gänse würden beim Großhandel etwa zehn DM pro Stück billiger angeboten, sagte Angres. Auch der Versuch, sich mit einer zusätzlichen Hühnerschlachtung über Wasser zu halten, sei gescheitert. Die Gesellschafter hätten noch keine Entscheidung über die vier Millionen DM teure, moderne Schlachtanlage getroffen. Auch die Zukunft der Immobilie sei noch unklar.

Von den drei Schlachtbetrieben der Nordmark-Kette mußte bereits Anfang 1993 der in Heeslingen (Niedersachsen) geschlossen werden. Nur in Neuseddin bei Potsdam wird nun noch in kleineren Mengen geschlachtet. Mit Einbußen müssen auch die etwa 100 Bauernhöfe vor allem aus Brandenburg und Sachsen rechnen, die sich mit der Enten- und Gänsemast ein zusätzliches Standbein aufgebaut hatten. ? ' ?“ ?