Morgen um Viertel nach ein Uhr werden wieder Vertreter der Patienteninitiative „Prof. Vogel muß an der Charite bleiben!“ vor dem Gebäude in der Hessischen Straße 3-4 stehen. Ihre Forderung ist einhellig: Der bekannte Neurochirurg darf keiner Intrige zum Opfer fallen.
An diesem Tage werden sie neue Professoren, die ihre Antrittsvorlesungen halten, sowie hochrangige Zuhörer mit ihrer Forderung konfrontieren. Am selben Tage soll auch den 24 Mitgliedern des Akademischen Senats und der Präsidentin der Humboldt-Universität eine Petition von Patienten Prof. Vogels und deren Angehörigen überreicht werden. Am Dienstag darauf wird diesem Gremium auch die Vorschlagsliste der neuen Struktur- und Berufungskommission vorliegen, auf der der Name von Prof. Vogel auf Platz eins der Kandidaten für das Amt des Leiters der Klinik für Neurochirurgie nicht
mehr steht. Bekanntlich hatte Ende 1992 eine solche Kommission unter Leitung des Münchner Professors Kindermann Prof. Vogel „mit Abstand zu den anderen Mitbewerbern auf den ersten Platz der Liste“ gesetzt. (ND v. 25.3.1994)
Am 21. März bereits, so wurde ND informiert, soll ein gewisser Prof. Seifert aus Essen von der neuen Struktur- und Berufungskommission zum Nachfolger Prof. Vogels „benannt“ worden sein. Wieso, fragt die Initiative, gingen im Sekretariat der Neurochirurgie schon Schreiben aus dem Ausland an „Prof. Seifert, Leiter der Neurochirurgie der Charite zu Berlin“ ein, obwohl es weder Bestätigung noch Berufung gibt? Oder doch? Wurde schon irgendwo verkündet, was überhaupt noch nicht entschieden ist?
Für die Patienteninitiative erhält der Skandal immer schärfere Konturen. „Es ist da-
von auszugehen, daß Prof. Vogel einem Komplott zum Opfer fallen soll, an dem der Dekan der Charite maßgeblichen Anteil hat. Ungefragt sagte er am 21. März zu den Pro-Vogel-Demonstranten in der Charite, daß selbst körperliche Gewalt ihn niemals dazu bringen körine, seine Anti-Vogel-Kampagne aufzugeben. Die unglaubliche Verbissenheit dieser Worte läßt darauf schließen, daß Dekan Prof. Harald Mau persönliche Gründe hat, Prof. Vogel aus der Charite zu vertreiben“, schrieb Jörg Knappe aus Spandau von der Initiative. Sein Sohn Marco, vor fast 18 Jahren mit einer schweren Behinderung geboren und seither von der Hüfte abwärts gelähmt, ist vor einem Monat erst in einer sechstündigen Operation von Prof. Vogel gerettet worden. Die im Westteil verabreichte Hilfe reichte nicht aus. Auch nicht im Virchow-Klinikum, Teilbereich KAVH, das für Kinder und Jugendliche
mit derlei Behinderungen' zuständig'ist, das im Rahmen eines Modellversuchs ausreichend mit Senatsmitteln versorgt wurde und unter der Schirmherrschaft von Frau Diepgen persönlich steht. Marco Knappe war sogar die Nachsorge verweigert und die Existenz Vogels völlig verschwiegen worden.
Auch aus diesen Gründen befürchten Patienten und Angehörige, daß ein Weggang von Prof. Vogel für viele Betroffene lebensgefährlich ist.
Jörg Knappe seinerseits erwägt, in einen unbefristeten Hungerstreik zu treten, falls es keinen anderen Ausweg gibt. Aridere haben dafür ebenfalls Bereitschaft signalisiert; In einem Aufruf an ihre Mitbürger fordert die Initiative auf, sich an der Demonstration, heute, 13.15 Uhr, vor der Charite, Hessische Straße 3-4, zu beteiligen
PETER KOLLEWE
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/480269.hat-dekan-mau-prof-vogel-ausgebootet.html