Unverändert bilden Skinhead-Bands und Fan-Magazine, abgekürzt Fanzines genannt, gewissermaßen die Klammer, liefern die geistige Nahrung der Skin-Szene in Berlin und anderswo. Zu dieser Feststellung kommt die jüngste Studie des hauptstädtischen Landesamtes für Verfassungsschutz mit dem Titel „Durchblicke, Rechtsextremismus in Berlin“. ND faßt in einer Serie wesentliche Fakten zusammen.
„Mein politischer Wunsch besteht darin, ein neues Reich zu schaffen. Nord- und Mitteleuropa und Italien müssen zusammenhalten. Wir müssen es weiß machen sowie J..., Moslems, Kommis, Neger und sonstige abartige Rassen ausrotten. An ihrer Stelle werden weiße Krieger, die Kinder Gottes, eintreten oder ansiedeln. Wir brauchen einen Diktator
sowie eine unschlagbare Armee. Sie muß die Weltherrschaft erobern. Somit hat der weiße Mann Platz zum Leben.“
Zitierter Schwachsinn
stammt nicht etwa, wie zu vermuten wäre, aus einer Werbebroschüre der berüchtigten NSDAP aus den 30er Jahren, sondern aus dem Fan-Magazin
„Proißens Gloria , Ausgabe Februar/März 1992.
Der Interviewte war damals 23 Jahre alt und Skin-Band-Führer der vierköpfigen Gruppe „Macht & Ehre“. Sie und die „Landser“-Gruppe hat das Landesamt für Verfassungsschutz in Berlin als rechtsextremistisch eingestuft.
Selbstverständnis und politische Vision beider Skin-Bands ähnelten einander. Deren einpeitschende Rhythmen und brutalen Texte, so heißt es, erzeugen immer wieder eine aggressive Stimmung, die in Verbindung mit exzessivem Alko-
holgenuß oftmals zu Gewalttaten führe.
„Die Musiktexte weisen deutlich rechtsextremistische Inhalte auf. Sie strotzen vor Haß auf Ausländer und Linke, primitiven Aussagen und rassistischen sowie neonazistischen Gedanken,“ stellt Studienautor Dr. Gerd Friedrich Nüske vom Berliner Landesamt fest.
„Auschwitz, Dachau, Buchenwald, wir machen die Juden aufs neue kalt“, „Kanake verrecke, du bist nichts weiter als ein mieses Stück Kacke, du bist das letzte, du bist nur Dreck, du bist nur Abschaum, du mußt hier weg“ - nur zwei von vielen Beispielen perverser
und letztlich zündelnder Songtexte beider Bands.
Gegen deren Mitglieder laufen Ermittlungen wegen des Verdachtes auf Volksverhetzung, Aufstachelung zum Rassenhaß und Gewaltdarstellung. Am 3. Februar dieses Jahres wurden auf Beschluß des Amtsgerichtes Tiergarten ihre Wohnungen durchsucht.
Ein Verfahren gegen den Herausgeber des Fan-Magazins „Proißens Gloria“ - ebenfalls wegen Volksverhetzung wurde übrigens inzwischen „mangels ausreichendem Tatverdacht“ eingestellt.
RAINER FUNKE
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/486573.weisse-krieger-kinder-gottes-und-ein-diktator.html