Vor gut zwei Jahren wurde der traditionsreiche Saalbau
Friedrichshain im Bezirk Prenzlauer Berg abgerissen, seitdem liegt das Grundstück brach. In diesem Sommer wollte der Köllner Investor, der das Areal von der Treuhand gekauft hatte, mit dem Bau eines Bürotels, einer Kombination aus Hotel und direkt angeschlossenen Büros, beginnen.
Doch die Senatsbauverwaltung wies Anfang dieses Jahres den Bezirk an, den Bauantrag des Investors zurückzustellen und einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen. „Ein Hotel dieser Größenordnung und damit eine rein gewerbli-
che Nutzung entspricht nicht den Sanierungszielen für dieses Gebiet“, so Dieter Geffers vom Bausenat. Die Sanierungsziele sehen eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe vor. Die Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. hatte bei ihren vorbereitenden Untersuchungen zur Festlegung des Bötzowviertels als Sanierungsgebiet erhebliche Defizite an Wohnraum vor allem für Senioren, Kitas und Grünflächen festgestellt. „Neue Wohnungen brauchen wir insbesondere zur Umsetzung von Mietern, deren Häuser rekonstruiert werden“, so Prenzlauer Bergs Baustadtrat Matthias Klipp.
Auf dem Tisch seiner Verwaltung liegt inzwischen ein neuer Antrag des Investors auf Bauvorbescheid, der das Bürotel in etwas abgespeckter Form vorsieht und außerdem den Bau von 80 Seniorenwohnungen. „S.T.E.R.N. erarbeitet jetzt ein Gutachten, ob dieses Angebot den Sanierungszielen entspricht. Wahrscheinlich können wir dann noch vor der Sommerpause über den Vorbescheid entscheiden“, meint Klipp.
Bei der Betroffenenvertretung Bötzowviertel stößt das Kompromißangebot des Investors auf Ablehnung. „Die 80 Wohnungen sind doch nur ein
Feigenblatt, das Hotel ist nach wie vor viel zu groß geplant“, kritisiert ihr Sprecher Roland Baron. „Das Saalbau-Areal ist die einzige Fläche bei uns, auf dem die Defizite an Wohnraum und sozialer Infrastruktur abgebaut werden können. Die S.T.E.R.N.-Untersuchungen sehen einen Anteil von 70 Prozent Wohn- und 30 Prozent Gewerbefläche vor Das sollte wenigstens erreicht werden“, fordert Baron. Die Betroffenenvertretung hat eigene Vorschläge zur Nutzung des Grundstücks vorgelegt, die u. a. eine neue Kita vorsehen. „Im Bebauungsplanverfahren müssen wir gehört werden.“
BERND KAMMER
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/492753.streit-um-neues-buerotel-im-boetzowviertel.html