„Waffen-Walla' taucht im Zusammenhang mit der RAF in der Berichterstattung über den Polizeieinsatz in Bad Kleinen wieder auf. Die Zugehörigkeit von Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld zur „Kommandoebene“ der RAF wird durch „die Bewaffnung der Festgenommenen bestätigt. Sowohl Hogefeld als auch Grams trugen bei ihrer Verhaftung Waffen, die bei einem Raubüberfall der ,RAF' auf ein Waffengeschäft in Maxdorf im Jahre 1984 geraubt wurden.“
Manfred Walla betreute also die Schützen des ADSC in Berlin und Umgebung, schulte sie in Waffensachkunde, handelte mit Waffen und Munition aller Kaliber Nebenbei unterhielt er die Firma Contiarms, Schießsport- und Freizeitartikel Vertriebs-GmbH mit Sitz in Wittgensdorf bei Chemnitz und lebte vor allem nicht schlecht. In den Tresoren der Schießanlage lagerten Ende 1993 etwa 370 Waffen und über eine Tonne Munition. Dann krachte es heftig zwischen dem Präsidenten und Walla - jeder warf jedem die Veruntreuung von Vereinsgeldern vor Walla wurde daraufhin im Dezember 93 mit Hausverbot in Gosen belegt.
Der Nachfolger stand bereits auf der Matte: Günther Bebenroth. Walla hatte ihn nicht in den Verein aufgenommen wegen seines umfänglichen Vorstrafenregisters: Diebstahl in besonders schwerem Fall, Unterschlagung, unbefugter Waffenbesitz, Körperverletzung, Anstiftung zur Falschaussage... Damit war Bebenroth eigentlich wegen Unzuverlässigkeit von der Mitgliedschaft in Schützenvereinen gemäß § 5 des Waffengesetzes ausgeschlossen. Harald Sandmaier nahm ihn und andere zwielichtige Gestalten trotzdem auf und setzte ihn als seinen Strohmann in Berlin ein.
Der Erstschlag gegen „Waffen-Walla“ er,folgt am 15. Januar diesen Jahres. Bebenroth und sein Schützenfreund Uwe St. treiben sich stundenlang auf dem ehemaligen HVA-Gelände herum; angeblich, um den Tachometer des ADSC-eigenen Mitsubishi-Busses zu überprüfen. Gegen 14.30 Uhr wird unter mysteriösen Umständen ein Einbruch im Schießstand gemeldet. Walla und seine Lebensgefährtin sind
- zufällig - gerade im Urlaub, die Alarmanlage ist - zufällig
- abgeschaltet. Der Einbruch ist offensichtlich vorgetäuscht, im Vereinszimmer hat man ein bißchen herumgewühlt, die schußfeste Sicherheitstür zum Keller ist unversehrt.
Das ändert sich nun, denn Günther Bebenroth weist eine Vollmacht von Sandmaier vor, die ihm das Verfügungsrecht über Waffen und Munition bescheinigt. Nun beginnt der
nächste Akt der Posse: Knminalmeister Imoschewski vom Schutzbereich II Fürstenwalde übergibt per Unterschrift Waffen und Munition an Bebenroth. Bis zum 18. März wird keine Inventur über den Bestand durchgeführt, Bebenroth kann sogar mit Genehmigung der Polizei (!) seelenruhig 1,5 Tonnen Munition und Waffen in ein sicheres Versteck abtransportieren.
Hätte man sich rechtzeitig und, wie es bei Waffen zwingend nötig sein sollte, über Bebenroth informiert, wären noch andere interessante Fakten bekannt geworden. Bebenroth, seit Jahren CDU-Mitglied, kennt Carsten Pagel (Ex-Landeschef der Republikaner), Thorsten Thaler (Ex-Funktionär von Republikanern und Deutscher Liga), Bernhard Andres (Ex-Rep und DDD-Funktionär) und Arnulf-Winfried Priem. Priem sei, so Bebenroth, bei ihm Mitglied. Der militante Neonazi ist von den Schützen auch beim Schießen in Gosen gesehen worden.
Überhaupt sammelte sich in den letzten Monaten im Dunstkreis um Bebenroth, der aus seiner rechtsradikalen Einstellung nie einen Hehl gemacht hat, viel rechtsgestricktes, ausländerfeindliches Volk. Bebenroth rühmte sich in aller Öffentlichkeit damit, die Peters-
burger Straße „vietnamesenfrei“ gemacht und den Zeitungsfritzen in seinem Haus mit einer echten Machete aus dem Vietnamkrieg versorgt zu haben.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/498103.high-noon-in-gosen.html