Die Rechten lachen sich kaputt, wenn sie diese Diskussion lesen, denn das Kapital macht sich über sein Verhältnis zur Nation keine Gedanken, weil es international ist und die „Nation“ nur braucht, um größere Menschenmassen in überschaubaren Grenzen zu halten, um sie leichter zu ihren jeweiligen Zwecken manipulieren zu können. Für die Linke kann zunächst dahingestellt bleiben, wie sie zur Nation steht, sofern es eine solche gibt. Denn - um mit dem Lesebriefschreiber Herrn Kißig (ND V 12./13.11.) zu sprechen: „Es gibt Wichtigeres!“.
Nämlich z. B. dafür zu sorgen, daß das internationale Kapital nicht wieder „Nationen“ in Kriege hetzt, damit die weltweite Arbeitslosigkeit durch Heldentode beseitigt wird. Oder ganz allgemein zu überlegen, welche Alternative die Linke zu dem jetzt bestehenden, desolaten Zustand der Menschheit und der Natur bieten kann. Und wenn sie Ange-
bote hat, wie sie diese unter das Volk tragen kann, das ihr bislang recht ablehnend gegenübersteht. Es darf doch nicht vergessen werden, daß die einstmals tragende Kraft der Linken, das Proletariat, inzwischen ihr Gegner geworden ist. Um an diese Menschen überhaupt heranzukommen, bedarf es keiner Diskussion über nicht unmittelbar dringende Probleme, die den geistigen Horizont der satten Mediengesellschaft ohnehin übersteigen, sondern es muß ihnen mit einfachen, ihrer Einstellung entsprechenden Worten erklärt und - soweit möglich auch bewiesen werden, daß die Marktwirtschaft immer mehr immer wenigeren zugute kommt, die Menschen sich also ganz allgemein nach Alternativen umsehen müssen.
HELGA WIENER. 14055 Berlin
Zu Harald Neubert: „Internationalismus ohne nationalen Nihilismus“ (NDv. 19.11.1994):
Die deutsche Nation gibt es nur in den Köpfen der Nationalisten. Sie ist ein Konstrukt mit dem Zweck der Verschleierung der Klasseninteressen. Es gibt keine linken Nationalistinnen. Vergleiche mit beispielsweise dem französischen oder amerikanischen Nationalverständnis verbieten sich, da es sich in genannten Fällen um Staatsnationen, im deutschen Nationalverständnis aber um eine Kulturnation handelt.
Diese entscheidet sich nicht über Geburtsort oder Wunsch nach Zugehörigkeit, sondern alleine über „Blutsverwandschaft“ und „Teilhabe am deutschen Kulturgut“.
Dieses in der BRD herrschende Nationalverständnis ist die Grundlage für eine rechte Arier- und Herrenmenschenideologie und schlimmstenfalls Rechtfertigung für Pogrome gegen „undeutsche“ Mitmenschen.
OLIVER NUMRICH. 10247 Berlin
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/520657.die-rechten-lachen-sich-kaputt.html