Frauen stellen zwar 45 Prozent aller Erwerbstätigen, jedoch nur 28 Prozent der Selbstständigen. Drei Bundesministerien eröffneten jetzt eine gemeinsame Agentur für Gründerinnen mit Sitz in Stuttgart. Langfristig sind mehr Frauen-Gründungen gewünscht, deren Qualität und Erfolgsquote soll gesteigert werden.
Iris Kronenbitter ist eine der Projektleiterinnen der neuen Gründerinnen-Agentur. Das Ifex, eine baden-württembergische Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge, hatte den Zuschlag der Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhalten. Mit Unterstützung des Familien- und des Wirtschaftsministeriums kamen zwei weitere Projekte hinzu. Das Projekt wird von 2004 bis 2007 mit über 3,1Millionen Euro aus den Mitteln des Bundes und des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Kronenbitter sieht die Agentur als Info-Drehscheibe. Hier soll das Wissen darüber gesammelt werden, was es zum Thema Gründungen für Frauen in Deutschland gibt. Außer der Vermittlung von Expertinnen und Beratungsstellen steht auch die Förderung von Netzwerken auf der Agenda - für die Gründerinnen selbst als auch für Multiplikatoren. Für die Neu-Unternehmerinnen sollen dabei langfristige Geschäftsbeziehungen entstehen. Das Projekt will auch dazu beitragen, die Angebote für Frauen in die Regionen zu tragen, wo sie noch selten sind. Die Qualität der in der künftigen Datenbank angebotenen Kontakte soll mittels Referenzen für die Nutzerinnen überprüfbar sein.
Wo liegt nun der besondere Bedarf von Frauen, die den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit planen? Ute Skrzeczek von Akelei e.V. - einem Verein, der mit Frauen ihre Berufswege plant - sieht das größte Problem in der richtigen Beratung im Vorfeld einer Gründung und danach. Wird aus der Arbeitslosigkeit heraus gegründet, gibt es einige Fördermöglichkeiten. Sonst ist in der Regel nur bezahltes und meist sehr teures Coaching möglich. Deshalb bietet der Berliner Verein erschwingliche Kurse zu Akquise, Verkaufstraining oder zum Texten von Werbebriefen an.
Dieser Schwerpunkt wurde gewählt, so Ute Skrzeczek, weil sich Frauen häufiger als Männer über ihre Schwierigkeiten bei der Selbstvermarktung äußern. Problematisch für Frauen sei auch das Forderungsmanagement, weil Unternehmerinnen häufig mit zu wenig Eigenkapital an den Start gingen.
Derartige Probleme reflektiert auch die genderbezogene Gründungs- und Mittelstandsforschung. Viele Fragen aus diesen Bereichen wurden an die seit März bestehende zentrale Hotline (Telefon: 01805 229022) der Gründerinnen-Agentur gestellt. Claudia Boehnke empfiehlt dort unter anderem Webseiten regionaler Anbieter von Wirtschaftsförderung. Den großen Bedarf von Frauen nach Beratung kann sie bestätigen. »Am Anfang waren wir über die bis zu 60 Anrufe am Tag schon überrascht, dabei hat die Öffentlichkeitsarbeit noch gar nicht richtig angefangen.« Viele der Ratsuchenden sind von Arbeitslosigkeit bedroht oder wollen aus dieser Situation heraus gründen. Auffällig sei auch die hohe Zahl der Anruferinnen aus Berlin und Brandenburg. Bieten will die Agentur Informationen für Gründerinnen aus einer Hand. Claudia Boehnke: »Frauen gründen nicht aus reinem wirtschaftlichem Interesse, sondern aus ganz verschiedenen Lebenslagen. Auf diese verschiedenen Situationen, auf das Umfeld zum Beispiel mit Kindern und Familie, wollen wir auch eingehen. Und wir wollen so bald wie möglich für verschiedene Branchen punktgenaue Informationen anbieten.« Groß sei zum Beispiel das Interesse an Beratung von Frauen für Frauen für Selbstständigkeit im Pflegebereich.
Die Bedürfnisse der Fragenden seien äußerst vielfältig, so Projektleiterin Kronenbitter: »Bei den Branchen reicht es von der Biotechnologie bis zum Friseurladen, selbstständig machen wollen sich professionelle Managerinnen und Hausfrauen. Ein gemeinsamer Nenner: Frauen fühlen sich mit ihrem Gründungsanliegen häufig nicht sehr ernst genommen.« Jedoch sei eine Unmenge an Kreativität vorhanden. Deshalb zählt zu den nächsten Planungen der Agentur eine Kontakt- und Ideenbörse. Die Webseite mit der Expertinnen-Datenbank geht im Sommer online, dann findet auch eine Konferenz zum Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis statt.
Weiter Infos: www.gruenderinnenagentur.de