Die jüngste gegen die Ost-Bezirke gerichtete Straßenumbenennungs-Attacke aus dem CDU/SPD-Senat findet unterschiedliches Echo. Zur Erinnerung, ND berichtete: Bersarin (Friedrichshain), Clara Zetkin, Hans Beimler (Mitte), Dimitroff, Artur Bekker (Prenzlauer Berg) sollen weg. Einspruchsfrist vorerst bis 15. Mai.
Erwartungsgemäß sind die dort wohnenden Leute dagegen. Laut einer ersten TED-Umfrage bekanntlich sogar mit 93 Prozent.
In Mitte und Friedrichshain scheint es auch im Bezirksamt bzw in den Bezirksverordnetenversammlungen (BW) den entsprechenden Gleichklang geben. Die BW Friedrichshain hatte jüngst sogar fast einhellig auf PDS-Antrag gefordert, Nikolai Bersarin auch wieder in die Liste der Berliner Ehrenbürger aufzunehmen. Der erste sowjetische Stadtkommandant von Berlin war 1992, bei gleichzeitiger Neuaufnahme von Kohl, Reagan und Gorbatschow, aus der Ehrenbürgerliste gestrichen worden. Der Senat müßte jetzt auf einen Brief von Bezirksbürgermeister Mendiburu (SPD) zumindest reagieren.
Während in Mitte das Bezirksamt Einstimmigkeit gegen den Senats-Ukas signalisierte, gehen in Prenzlauer Berg die
Meinungen auseinander. Bezirksbürgermeister Dennert (SPD), 1939 selbst in der Danziger Straße geboren, will der Weisung „von oben“ - Rückbenennung von Dimitroff- in Danziger Straße - Folge leisten. Zumindest wollte er es so, als Antrag des Bezirksamtes (laut dessen Beschluß vom 25. 4.) eingebracht, am Mittwoch von der BW beschließen lassen.
Es gab dazu einen Gegenantrag von der Fraktion Bündnis Prenzlauer Berg. Doch die BW sah gar keinen Handlungsbedarffür irgendeinen Beschluß. Straßennamen seien ohnehin
ureigenste Bezirkssache, hieß es.
Inzwischen gibt es aus der CDU wieder vermehrt Stimmen, die erneut auf die Umbenennung der Niederkirchnerstraße pochen, also der Straße im Bezirk Mitte vor dem Abgeordnetenhaus. Katja Niederkirchner ist 1944 im KZ Ravensbrück von der SS erschossen worden.
Die „Unabhängige Namenskommission“ des Verkehrssenators Haase (CDU) hatte diese Namenstilgung zwar „nur“ mit der „Überrepäsentanz des kommunistischen Widerstan-
des im Straßenbild der DDR“ begründet. Dafür näherte sich die tätige Christin Frau Laurien (CDU), Präsidentin des Abgeordnetenhauses, der Sache an der Wurzel:
„Katja Niederkirchner hat die deutschen Kriegsgefangenen immer wieder von den Wohltaten des Kommunismus zu überzeugen versucht. Sie hat eindeutig das vorbereitet, was wir später in der DDR erfahren haben. Der Name ist deshalb für die Visitenkarte eines Parlaments nicht geeignet.“
MICHAEL MULLER
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/546067.cdu-rufmord-an-katja-niederkirchner.html