nd-aktuell.de / 15.07.1995 / Politik / Seite 3

Einsteins Brief an Roosevelt

Begonnen hatte es mit der „Budapester Mafia“, wie die Gruppe der ungarischen Physiker-Emigranten Leo Szilard, Edward Teller und Eugen Wigner genannt wurde. Auf ihre Initiative hin schrieb Einstein vier Wochen vor dem deutschen Überfall auf Polen seinen berühmten Brief an Präsident Roosevelt. Darin machte er auf eine mögliche .kriegstechnische Ausnutzung der Kernenergie und die Notwendigkeit von eigenen Experimenten zur Herstellung einer Atombombe aufmerksam. Gegenüber einem japanischen Journalisten erklärte er 1952: „Ich war mir der furchtbaren Gefahr bewußt, welche das Gelingen dieses Unternehmens für die Menschheit bedeutete. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß die Deutschen am selben Problem mit Aussicht auf Erfolg arbeiten dürften, hat mich zu diesem Schritt gezwungen.“

Doch zunächst vergingen mehr als zwei Jahre, bis die

Entscheidung fiel. Je deutlicher sich dann die Konturen der Bombe abzeichneten, desto aktiver wurden die Forscher mit ihren Warnungen. Niels Bohr, der unter dem Pseudonym „Nicholas Baker“ in Los Alamos mitarbeiteta und auf die Vernunft der „Familie der Atomwissenschaftler“ hoffte, wandte sich am 3. Juli 1944 mit einem umfangreichen Memorandum an Roosevelt.