„Vorsicht: Organisierter Neo-Faschist studiert am Fachbereich Jura!“ So beginnt ein Flugblatt, das kürzlich an der Freien Universität (FU) in Berlin verteilt wurde. Ulli Boldt heißt die Person, gegen die sich die Vorwürfe der Verfasser richten. Der Präsident der FU, Johannes Gerlach, wurde daraufhin vom ASTA der Hochschule aufgefordert, sich für eine Exmatrikulation Boldts einzusetzen. „Boldt kann für den Uni-Präsidenten kein Unbekannter sein“, meinte ein Sprecher des ASTA gegenüber dem ND. Bis 1993 sei Boldt in der Bibliothek des Fachbereichs Jura angestellt gewesen. Nach einem Eklat-Boldt soll eine Delegation jüdischer US-Wissenschaftler beschimpft haben - sei der Neonazi entlassen worden.
Daß Ulli Boldt nicht nur ein kleines Licht in der rechtsextremen Szene ist, zeigt die Liste seiner Funktionen. Der Jurastudent, der in diesem Semester sein erstes Staatsexamen ablegen will, ist Vizechef der „Kulturgemeinschaft Preußen“, die für die jährlichen Aufmärsche bzw. Aufmarschversuche von Neo-Nazis im brandenburgischen Halbe am Volkstrauertag verantwortlich ist. Laut Verfassungsschutzbericht verfügt die Kulturgemeinschaft über
enge Kontakte zur Wiking-Jugend und zur FAP, beide sind vom Bundesinnenministerium verbotene Organisationen.
Wie in der Zeitung des FU-Personalrats zu Beginn dieses Jahres nachzulesen war, soll Boldt der verbotenen Nationalistischen Front (NF) angehört haben. Die Verfasser des Antifa-Flugblattes nennen weitere rechtsextreme Tätigkeiten des Studenten: In dem vom ehemaligen NS-Militärrichter und Ex-Ministerpräsidenten Hans-Karl Filbinger geleiteten „Studienzentrum Weikersheim“ sei er bis vor kurzem für den Bereich Jugendarbeit zuständig gewesen. Auch als Anmelder der „Gedenkmärsche“ anläßlich des Todestages des NS-Kriegsverbrechers und Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß in Frankfurt/Oder und Oranienburg zeichnete Boldt im Sommer 1994 verantwortlich.
Laut den Verfassern des Anfang Dezember an der FU verteilten Flugblattes gehört der angehende Jurist heute zum Führungskreis der NF-Nachfolgeorganisation „Die Gemeinschaft“. Linken Studenten ist Boldt schon lange ein Dorn im Auge. Ganz offen, so ist der Flugschrift zu entnehmen, habe Boldt Andersdenkende mit dem Hitler-Gruß provoziert. Auch der Personalrat der FU mag den bekennenden Rechtsextremen nicht länger an der Uni sehen. FU-Präsident Gerlach hat bislang noch nicht reagiert.