nd-aktuell.de / 23.10.1997 / Politik / Seite 3

Auch der Chef der Dresdner Bank war dabei

Zuletzt geriet Liechtenstein durch den langjährigen Chef der Dresdner Bank ins Rampenlicht. Wolfgang Roller soll, so die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, 3,3 Millionen Schweizer Franken (knapp 4 Millionen Mark) über die Liechtensteiner Stiftung Gallumena angelegt und in Deutschland nicht versteuert haben. Der Rücktritt Rollers vom Vorsitz des Aufsichtsrats des zweitgrößten deutschen Kreditinstitutes war ein Schock für die Bah'k'eriwelt. Ein Einzelfall scheint Roller indes nicht zu sein. Seit 1992 unterhält seine Bank intensive Beziehungen zum zweitgrößten Stiftungstreuhänder der Steueroase, Batliner & Partner, der etwa 2000 Stiftungen verwaltet, darunter die Gallumena.

Liechtenstein mit seinen 31 000 Einwohnern beherbergt mindestens 75 500 »Sitzgesellschaften«, die im Land keiner wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen: Anstalten, Trusts, Treuunternehmen und Holdings. Vermögende individuelle Anleger bevorzugen Stiftungen. Diese Liechtensteiner Spezialität hat nichts mit einer üblichen Stiftung und schon gar nichts mit Wohltätigkeit zu tun. Eine Liechtensteiner Stiftung wird von einem Treuhänder geführt und unter dessen Namen ins Handelsregister eingetragen. Der Name des Stifters indes verschwindet. Dazu kommt die schnelle Auflösbarkeit - Konkurs- und Erbrecht können ausgehebelt

werden. Der Stifter kann sich selbst begünstigen und einziges Organ der Stiftung sein. Buchführungspflicht besteht nicht.

Treuhänder kann ein Anwalt, Notar, Bankdirektor oder ein Treuhandunternehmen wie Batliner & Partner sein. Die meisten sitzen in Liechtenstein, aber sie sind auch in Genf, Zürich, Wien, München und Düsseldorf zu finden. Vielfach führen, wie im Falle Roller, Schweizer Banken die Konten und stellen den Treuhänder Die Schweizer Banken sind indes bisweilen Tochterunternehmen deutscher Geldhäuser- So wirbt die Westdeutsche Landesbank Zürich in ihrem Geschäftsbericht mit dem Service »Liechtensteiner Stiftung«.