Alwin Schockemöhle
Der einstige Spring-
reiter-Olympiasieger will in Stolpe bei Berlin einen Pferdesportpark errichten, doch das droht zu platzen.
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Seit vier Wochen ist der Verkauf des ehemals volkseigenen Gutes Stolpe am nordwestlichen Stadtrand von Berlin ein schlagzeilenträchtiges Thema. Das Gut wurde 1991 von der Treuhand an das Land Berlin rückübertragen und bald darauf stillgelegt. Am 28. August unter-
zeichneten Alwin Schockemöhle und Partner mit der Finanzverwaltung des Senats einen Kaufvertrag über ein Teilstück des rund 240 Hektar großen, total verwahrlosten Areals. Vereinbarter Preis: 2,245 Millionen Mark - weniger als eine Mark pro Quadratmeter. Seit diese Aktion an die Öffentlichkeit gelangte, gilt der Olympiasieger der Springreiter von 1976 als Immobilienhai und Grundstücksspekulant. Er wolle Ackerland in Bauland verwandeln, eine Goldgrube im märkischen Sand erschließen, hieß es.
Schockemöhle (Jahrgang 1937) nahm nach seinem Olympiasieg wegen einer Wirbelsäulenverletzung Abschied vom großen Sport. Er zog sich auf den elterlichen Hof in Mühlen (Münsterland) zurück. Als ältester von drei Brüdern erbte er das ganze, seit 1359 in Familienbesitz befindliche Anwesen. Bruder Werner schreibt populäre Pferdebücher. Paul, der jüngste, wurde dreimal Springreiter-Europameister Er besitzt heute bei Ludwigslust in Mecklenburg eine 1600-Hektar-Gelände.
Alwin Schockemöhle sattelte 1978 vom Turnier- zum Trabersport um. Seit zwölf
Jahren gehört er zu den erfolgreichsten Traberzüchtern und Rennstallbesitzern. Vier Derbysiege sind mit seinem Namen verbunden: Diamond Way (1985), Every Way (1986) und Toppino (1987) sowie Sunset Lane (1994). In Mühlen richtete er ein hochmodernes Trainingszentrum mit einer 1000 Meter langen, überdachten Bahn ein. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat aus erster Ehe drei, aus zweiter zwei Kinder.
Jetzt möchte Schockemöhle einen Teil seiner Pferdezucht nach Stolpe verlagern. Sein Konzept: ein Pferdesportpark. Er will auf dem 1,2 Hektar großen Gelände eine Reithalle, Stallungen und Wohnungen für seine Mitarbeiter bauen.
In der Berliner Senats Verwaltung sind die regierenden Parteien bemüht, sich gegenseitig den schwarzen Peter wegen der vermeintlich zu geringen Verkaufssumme des total maroden Geländes zuzuschieben. Eine Neubewertung von Grund und Boden in Stolpe ist inzwischen erfolgt. Sie soll nunmehr 10,6 Millionen Mark betragen. Doch da winkt der Reiters- und Geschäftsmann Schockemöhle bisher ab. ? Rudolf Barre
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/683621.fehlritt.html