Es hat nicht sollen sein: Die seit langem debattierte »Arme-Welt-Stiftung« der IG Medien kommt nicht zustande. Den Anfang 1997 in allen vier Zeitschriften der Mediengewerkschaft veröffentlichten Gründungsaufruf »Zehn Demark für die Arme Welt« befolgten nur 330 Einzahler, und die von ihnen gespendeten rund 15 000 Mark kommen nicht annähernd an das angestrebte Stiftungskapital von 200 000 Mark heran.
Das Projekt wurde freilich nicht sonderlich zielstrebig betrieben. 1992 auf dem Augsburger Gewerkschaftstag beschlossen, dauerte es geschlagene fünf Jahre bis zur Publikation des Gründungsaufrufs. Manfred Dombrowski vom IG-Medien-Hauptvorstand sieht in dem schwachen Resultat dennoch »keinen totalen Mißerfolg«. Die Zielmarke sei zu hoch gewesen, und immerhin wäre ohne größere Werbung doch einiges zusammengekommen. Mitgliederschelte mochte er nicht betreiben, verwies aber auf »verschlechterte Rahmenbedingungen« wie ausgebliebene Reallohnzuwächse und höhe Arbeitslosigkeit. Da könne der ( Soligedanke schon »wie der Schnee in der Junisonne schmelzen«.
Nun sollen die Spenden zu je einem Drittel an“ den »Solidaritätsfonds Demokratische Medien«, das »Nord-Süd-Netz des DGB« und die Hilfsorganisation »medico international« gehen. Mit Blick auf die künftige Soliarbeit der IG Medien denkt Dombrowski vor allem an ersteren Fonds, der 1993 von Kolleginnen und Kollegen des Hauptvorstandes gegründet wurde und unabhängige Medien und Kulturprojekte in Ländern des Südens unterstützt. Doch: Ungeachtet aller tatsächlichen Zwänge hat die sich zu den Vorreitern der Gewerkschaftsbewegung rechnende IG Medien eine Chance vertan, konkret für mehr soziale Gerechtigkeit in der »Armen Welt« zu wirken.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/685257.wie-schnee-im-juni.html