nd-aktuell.de / 05.06.1998 / Politik / Seite 11

Kjeld mit der Hebammentasche

F.-B.Habe

Im August vergangenen Jahres wurde er von seinem ostdeutschen Publikum noch einmal groß gefeiert. »Kjeld kommt!«, verhieß ein Schriftband auf dem Alten Markt von Cottbus, und nicht nur Pöül Bündgäard, der herrliche Kjeld aus der, plsenbande, sondern auch Aberhuriderte Fans kamen zum Teil von weither, um sich von einem der Helden ihre Jugendolsenbanden-Bücher, -Plakate und -Programmhefte signieren zu lassen. Sie trafen auf einen freundlichen, hellwachen älteren Herrn mit lustigen Augen,

der für jeden ein freundliches Wort hatte. Freilich war er älter geworden, längst nicht mehr der Dicke, zwar schlecht zu Fuß, aber sein herzliches Wesen war das alte.

13mal stand er zwischen 1968 und 1981 als Kjeld neben Egon und Benny in der Olsenbande vor der Kamera. Er war der ängstliche lyp, ,dgr jiie Coups ,vpn Bandenchef Egon nur deshalb mitmachte, weil er ein'treusorgender Familienvater war und seiner Yvonne etwas bieten wollte. In seiner legendären Hebammentasche trug er stets alle Utensilien für die Unternehmungen bei sich.

Für Poul Bundgaard war die Schau-

spielerei nur die zweite Profession. Zunächst war er Sänger an Kopenhagens führenden Bühnen und trat in Opern, Operetten und Musicals auf. Die Titelrolle in »Orpheus in der Unterwelt« war eine seiner Glanzpartien, aber er verkörperte ebenso überzeugend den »Braven Soldaten Schwejk«. Seit Ende der 50er Jahre übernahm er in Dänemark auch viele Film- und Fernsehrollen, so in »Einesteils der Liebe wegen« und »Oh, diese Mieter«. Die »Olsenbande« jedoch machte die Protagonisten zu dänischen Nationalhelden. Den endgültigen Abschied vor anderthalb Jahrzehnten wollte das Publikum nicht wahrhaben. So gelang es, das alte Team nun doch noch zu einem neuen Film zu überreden, dessen Dreharbeiten im April begannen. Mitten in dieser Arbeit verließ Poul Bundgaard die Kraft. Nach kurzem Krankenlager starb er am Mittwoch in Kopenhagen im 76. Lebensjahr. »Ich hatte ein wunderbares Leben, und bin so dankbar dafür«, sagte er mir im vergangenen Jahr Und wir, Kjeld, wir alle sind so dankbar, daß es dich gab!